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ZYKLUS 225 - 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12
Präambel der Liberischen Verfassung
Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor der Geschichte und allen fühlenden Wesen, seien es biotechnische, natürliche oder künstliche, von dem Willen beseelt, eine freie und sichere Gesellschaft im Sinne von Torg dem Befreier zu begründen, hat sich das Liberische Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.

Das Liberische Volk in seiner verfassungsgebenden Funktion umfasst alle fühlenden Wesen innerhalb des Machtbereichs der ständigen, mit den administrativen Aufgaben betrauten Volksvertretung. Oberste Instanz der Volksvertretung ist der Exekutivrat, dessen alleinige Aufgabe ist, das Wohlergehen und die Sicherheit des Liberischen Volkes sicherzustellen. Damit konstituiert der Exekutivrat mit seiner Einsetzung formell und völkerrechtlich bindend die Liberische Wohlstandssphäre.

Öffentliche Ausfertigung im Auftrag des Exekutivrats durch:

Sprecher,

Mitglied des Liberischen Exekutivrates und offizieller Repräsentant der Liberischen Wohlstandssphäre

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Die Geschichte von Torg (1)
Torgs Leben begann wie das eines jeden Alt-Liberiers mit dem harten Aufschlagen auf die metallene Oberfläche eines Ausbringungstisches. Gleißendes Licht stach in seine weit aufgerissenen Augen während die Inkubationslösung von seinem behaarten Körper tropfte und dem Abfluss im Boden zuströmte. Ehe sich Torg aufbäumen und sich ein erster Schrei seiner Kehle lösen konnte schnellten die Fixierungshaken aus dem Untergrund und zogen ihn fest auf den Tischplatte. Heisere Laute drangen aus seinem Mund als ihn ein großer Fön über den ganzen Körper strich und mit warmer Luft trocknete bis seine Haare abstanden, als wären sie elektrisch aufgeladen. Ein Arzt im weißen Kittel trat heran, schaute auf seine Kladde mit den Formularen, schaute auf Torg und begann zu grinsen.
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“Na, da haben wir ja einen besonders pelzigen.. Kannst Du mich hören? Hallo?“
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Er schnippste vor Torgs Gesicht und seinen Ohren mit den Fingern. Instinktiv zuckte Torg zusammen und folgte der Hand. Noch einmal zuckte er, als plötzlich etwas in seine Hände und Füße piekste.
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“Großartig, Objekt KE/TOR-Q318 ist sensorisch voll ansprechbar, Atmung und Herzfrequenz etwas hoch, aber im Rahmen, was sagt die Kraftmessung.. aha, Motorik ist auch in Ordnung. Objekt ist bereit zur Überführung ins Schulungszentrum. Wen haben wir denn als nächsten?“
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Ein Pfleger warf eine Decke über Torg und schob ihn aus dem Raum, während er hinter sich das laute Klatschen hörte, mit dem ein weiterer Klon aus dem Tank ins Leben gespült wurde.
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Im Schulungszentrum verbrachte er die nächsten drei Wochen. Diese drei Wochen blieb er fixiert und isoliert in einer Lernkammer. Drei Wochen in denen ihm mittels eines Datenhelms die Grundlagen der drullischen Sprache und seiner Existenz eingehämmert wurden. Dieses Verfahren hatte sich bei den Klonen als recht effizient herausgestellt und immerhin Erfolgsquoten von fast 90% ermöglicht. Die Grundlage dafür war natürlich, dass bereits beim Inkubationsprozess ein beträchtliches Basiswissen eingepflanzt werden konnte, so dass die Neubürger bereits bei ihrer Geburt volle motorische Kontrolle über ihren Körper besaßen und theoretisch auch gleich laufen konnten. Nur die kognitiven Fähigkeiten brauchten einen intensiven Ausbau und dafür waren drei Wochen das absolute Minimum.
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Auf das Schulungszentrum folgte das Ausbildungslager. Hier traf Torg das erste Mal andere Klone. Einige sahen so aus wie er, andere deutlich humanoider, aber alle waren in ihrem Wesen noch kleine Kinder, eigentlich eher wie Tiere. Daher stand neben den körperlichen Ertüchtigung und der Waffenausbildung auch die Erweiterung der sozialen Fähigkeiten auf dem Ausbildungsprogramm. Dies fiel Torg nicht schwer, eine innere Stimme sagte ihm, dass diese Wesen seinesgleichen waren, seine Freunde, seine Familie. Schwerer zu ertragen war für ihn die Vorstellung, dass er andere Lebewesen töten sollte, vor allem Wesen, die er gar nicht kannte. Besonders verwunderte ihn, dass die Drulls wollten, dass er auf andere Drulls schießen sollte. Er hatte das auch mal in einer Lehrstunde gefragt und der perplexe Ausbilder hatte sich seine ID notiert und ihn dann angebrüllte, dass er wohl gar nichts verstanden hätte. Man würde nicht gegen Drulls kämpfen sondern gegen Kais, das wäre etwas völlig anderes. Torg hatte seinen Blick gesenkt und nichts weiter gesagt, denn er verstand es wirklich nicht. Drulls oder Kais, die sahen doch alle gleich aus. Die Reaktion des Ausbilders hatte ihm aber eines beigebracht, nämlich dass es nicht immer klug ist, Fragen zu stellen. Dabei hatte er so viele Fragen, aber offenbar waren die nicht erwünscht und aussortiert wollte er auch nicht werden. Denn was mit den für fehlerhaft befundenen Klonen geschah wusste er nicht, sie verschwanden einfach. Auch eine dieser Fragen. Stattdessen quetschte Torg in seiner kurzen Freizeit die Datenterminals aus, um möglichst viel zu erfahren.
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Mit den Wochen im Lager wurden die militärischen Ausbilder immer nervöser, so als braue sich etwas zusammen. Tatsächlich hatten sie allen Grund, die Waffenschulung zu beschleunigen, denn die Nachfragen über den Ausbildungsstand häuften sich, offenbar wurden sie dringend benötigt. Und so war es keine Überraschung als eines Tages plötzlich ein Benuntai beim Lagerkommandanten auftauchte und die Ausbildung für beendet erklärte. Es folgte ein Appell, bei dem ein jeder Klon einzeln vortreten und seinen Eid auf die drullische Verfassung und Ben Haris leisten musste. Dies war die Vorrausetzung dafür, die Registrierung als Neubürger zu erhalten. Natürlich wollte niemand auf diesen Status verzichten, so dass sich bald die gesamte Lagerbesatzung auf dem weg zur Front befand.
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Torg landete mit fünf anderen in einer Neubürger-Abteilung, die zusammen mit drullischen Truppen einen Bergpass zu verteidigen hatte. Bevor jedoch Waffen ausgegeben wurden, wurden die Neuen von ihrem Offizier, einem Drull, und einem Neubürger-Unteroffizier inspiziert. Und Torg fiel sofort auf. Er war kleiner als die anderen, hatte einen gedrungenen Körperbau und war viel zu haarig, um in der Uniform eine vernünftige Figur machen zu können.

“Bei Haris, was ist das denn für einer? Gib mal die Akte rüber“

“Jawohl, Nuntai! ID sein KE/TO..“

“Das kann ich selber lesen! KE/TOR-Q318. Kloneinheit, äh, achja Titan-Net Operative Reserve, Serie Q. Mein Gott, das ist ja noch einer von den Beute-Klonen! Ich hatte ja keine Ahnung, dass man die noch mal aktivieren würde. 25 Jahre in der Tiefkühltruhe, na hoffentlich hat es dem nicht geschadet. Entweder wollte da jemand das Lager ausmisten oder uns steht das Wasser schon bis zum Hals, wenn wir selbst die da ranholen.“

“Nuntai, alle Neubürger gleich gut. Kein schlechter als Drull..“

“Ja doch, ich kenne die Gesetze, ich hoffe nur, der kann auch eine Waffe halten!“

“Ich sicher, er gut. Ich selbst werde kümmern, dass..“

“Ja, mach das! Und lass die anderen abtreten, ausrüsten und gleich mal in die erste Wache einteilen.“

“Jawohl, Nuntai!“

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Richtigstellung
Über die Regierungsform der Liberischen Wohlstandsphäre sind in den letzten Wochen einige Unwahrheiten in Umlauf geraten, denen der Exekutivrat mit aller Entschiedenheit entgegentritt. So wird von gewissen Kreisen die Behauptung in den Raum gestellt, dass die Macht der Volksvertretung zugunsten des militärisch/industriellen Komplexes beschnitten sei, was jedoch in sich schon ein Widerspruch ist und eine völlige Unkenntnis um die innere Struktur und Legitimation der liberischen Administrativorgane offenbart. Die oft angeführte öffentliche Präsenz von Hexer als Beleg für die Dominanz des Militärs innerhalb der Regierung resultiert ausschließlich aus der Tatsache, dass er in seiner Verantwortung für die Einsatzbereitschaft und damit Logistik der Streitkräfte den Kontakt zur ISG darstellt. Weiterführende diplomatische Aufgaben obliegen allein Sprecher, wobei sich beide stets in engem Kontakt mit dem Exekutivrat befinden und nur im Konsens mit selbigem Handeln.

Um jeglichen Spekulationen von vornherein Einhalt zu gebieten zitieren wir noch einmal unser Grundgesetz bezüglich der Aufgabenverteilung:

“(..) Als oberste Vertretung und Garant der Umsetzung des Volkswillens übernimmt der Exekutivrat die Obliegenheiten aller staatlichen Aufgaben. Für die entsprechenden Verantwortungsbereiche werden aus dem Volk folgende 5 Vertreter in dieses Gremium entsandt:

Hexer – militärische Sicherung der Staatsgebiets und Vertretung liberischer Interessen nach außen im Konfliktfall

Sprecher – Kommunikation der Beschlüsse des Exekutivrates und diplomatische Kontakte zu anderen Völkern

Richter – Bewahrer der Verfassung der Liberischen Wohlstandssphäre und oberster Schlichter

Versorger – Sicherstellung der materiellen Grundlagen des Staates und seiner Organe

Regulator – Initiierung und Umsetzung politischer Richtlinien sowie die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit

Beschlüsse trifft der Exekutivrat mit einfacher Mehrheit. Diese sind bindend so lange sie nicht neu beraten und gegebenenfalls verändert wurden. Die Wahl der 5 Vertreter des Volkes wird in §3 Abs. 1-5 beschrieben. (..)“

Sprecher,

Mitglied des Liberischen Exekutivrates und offizieller Repräsentant der Liberischen Wohlstandssphäre

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Die Geschichte von Torg (2)
Es dauerte nur wenige Wochen bis sich Torg in die Gemeinschaft der Neubürger integriert hatte. Obwohl man auch hier unter permanenter Aufsicht drullischer Offiziere stand, sich in einem Krieg und damit in andauernder Lebensgefahr befand und zu alledem unter den Beschwernissen eines Feldlagers lebte, hatten die Neubürger einen regen Austausch untereinander und halfen den jüngsten Mitgliedern ihrer Gesellschaft in einer wohlwollenden Art, die man nur als überaus fürsorglich beschreiben kann. Gerade Bereng, der Unteroffizier, der die neuen zusammen mit Nuntai Kanoris am Tage ihrer Ankunft inspizierte, nahm Torg unter seine Fittiche. Von ihm erfuhr Torg vieles über der Herkunft seines Volkes, was sich nicht immer mit den Informationen deckte, mit denen man Klone in den Schulungs- und Ausbildungslagern abspeiste.

Bereng war ein Klon der ersten Generation. Er hatte noch für Titan-Net gekämpft und war von den Drulls befreit worden. Eigentlich hatte sie der Computer für die Arbeit in den Aldiniumminen erschaffen, aber als sich dessen militärische Lage mit dem Eingreifen von Val Haris zunehmend verschlechterte, wurden sie mit Kontrollchips ausgestattet und als Kanonenfutter den drullischen Streitkräften entgegengeworfen. Eine Gefangennahme wäre unter dem Einfluss der Chips eigentlich ausgeschlossen gewesen, aber zum Glück für die Klone hatten die Drulls bald ein Störgerät entwickelt, mit dem die Computersignale wirksam geblockt werden konnten. Daraufhin brauchte man die Klone nur noch betäuben und einsammeln, so dass die Zahl der Gefangenen bald mit den noch in den Klonzentren erbeuteten Wesen eine stattliche Größe erreichte, mit denen die Drulls zunächst nicht viel anzufangen wussten.
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In den ersten Jahren nach dem Krieg wurden sie daher auch wie Kriegsgefangene behandelt. Schon damals wurde in der Öffentlichkeit heftig diskutiert, inwieweit die Klone für die Verbrechen Titan-Nets haftbar zu machen und zu Reparationsleistungen zu zwingen seien, zumal sie ja auch zu seinen Opfern gehörten. Während die Debatte weiter schwelte und sich erst langsam ein Bewusstsein um die Rechte dieser Lebensformen herauszubilden begann, durften die Klone ihren Teil für die Wiedererrichtung der Infrastruktur und die Sicherstellung der Aldiniumversorgung des drullischen Staates leisten. So mancher Wachsoldat ärgerte sich sicherlich, dass man den Klonen ihre Kontrollchips entfernt hatte und er nun die Arbeitsleistung dieser Kreaturen sicherzustellen hatte. Es war auch dieser Aufwand für Bewachung und Versorgung, die die drullische Führung davon Abstand nehmen ließ, die schon vorbereiteten Klone aus den Lagern Titan-Nets auszubrüten. Einfach vernichten konnte man sie aber auch nicht, das widersprach der Moral. Also hielt man sie in Stasis und vertagte das Problem auf später, während die schon existierenden Klone weiter in den Minen und auf Großbaustellen arbeiten mussten.

Wie so oft wurde die politische Diskussion von der Wirklichkeit überholt, als man herausfand, dass die Klone nicht nur tumbe Bio-Automaten waren sondern ein verhältnismäßig hohes geistiges Potential besaßen, dass zwar nicht an den durchschnittlichen IQ eines Drulls heranreichte, mit dem man sie aber nicht mehr wie bloße Arbeitstiere behandeln konnte. Das Emanzipationsgesetz von 257 n.Z. trug dem Rechnung. Mit dem auch “Neubürgerverordnung“ genannten Gesetz wurden die Zwangsarbeit abgeschafft und die Klone den zivilen Organen übergeben. Das schwierige Ziel, sie in die Bevölkerung zu integrieren sollte durch intensive Schulungen und Ausbildung für einfache handwerkliche Tätigkeiten erreicht werden. Diese Programme waren sehr aufwendig und erbrachten zwei Erkenntnisse: zum Einen würde man es nie schaffen, ihre sprachlichen Fähigkeiten auf ein Niveau zu heben, mit dem zumindest die äußerlich sehr humanoid geratenen Klone im Alltag nicht mehr auffallen würden. Zum Anderen war der einfache Mann von der Strasse nicht gewillt, diese Geschöpfe als ihm gleichwertig zu akzeptieren, so dass sich die Neubürger einem alltäglichen Rassismus ausgesetzt sahen und zudem auch nur in staatlichen Betrieben eine Anstellung finden konnten.
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Diese Abhängigkeit vom Staat, der Populismus seiner Politiker, die die Bevölkerung noch weiter gegen die enormen Sozialausgaben für die Neubürger aufhetzte, und die Gefügigkeit des inneren Wesens der Neubürger ermöglichten es, sie sofort beim Anbruch des neuen Krieges komplett einzuziehen. So manch ein Politiker hoffte wohl auch, sich nach 20 Jahren der Klondebatte nun endlich dieses nicht zu lösenden Problems entledigen zu können. Dafür spricht wohl, dass die bislang in Stasis gehaltenen Neubürger aktiviert und einem forcierten militärischen Trainingsprogramm unterzogen wurden.
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Berengs Erzählungen hatten Torg die Augen geöffnet. Sie hatten ihn in seinem Zugehörigkeitsgefühl zu seinem Volk bestärkt und den Argwohn gegen seine drullischen “Wohltäter“ noch vertieft. Gleichzeitig konnte er nicht verstehen, warum sich die Klone über all die Jahre so viel Missgunst und Ausbeutung gefallen ließen. Warum erhoben sie sich nicht und forderten endlich ihre Rechte ein? Aber ein Blick auf seine Kameraden ließen solche Gedanken schnell wieder verfliegen. Wie hätte Torg ihnen das auch begreiflich machen sollen, was in seinem Kopf vorging?

Er hing gerade wieder dieser Frage nach, als eines Abends plötzlich der Alarm aufzuheulen begann und alle hochschreckten. Jeder griff sich seine Waffe und rannte zu seinem Unterstand auf der Passhöhe. Angestrengt starrten alle in die anbrechende Nacht, aber kein Feind war zu sehen. Mit einem lauten Knall machte plötzlich ein Jagdbomber auf sich aufmerksam, der sich aus großer Höhe auf die Sicherungskräfte am Pass hinunterstürzte. Der Soldat neben Torg blickte gebannt nach oben.

“Oh, Flugzeug, nicht gut. Das Kais sein?“

“Bestimmt“ erwiderte Torg. “Warum haben wir hier eigentlich keine Luftabwehr?“

Er verzog das Gesicht und sagte bedenklich.

“Das ich nicht wissen.“

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Tätigkeitsbericht Z102 - Nachtrag
Der Liberische Exekutivrat ist in der vergangenen Kalenderperiode seinen Aufgaben und Verpflichtungen in vollem Umfang nachgekommen und kann somit den erfolgreichen Aufbau der Wohlstandsphäre verkünden. Während die Ankunft auf Prime den Rat vor ungewohnte Anforderungen stellte, haben alle Mitglieder ihren Verantwortungsbereich mit großem Engagement ausgefüllt. Daher werden außer Regulator alle Mitglieder des Rats in ihrer Funktion bestätigt, während Regulator durch technische Auswahl ersetzt wird. Der Austausch wird jedoch erst nach Abschluss und Vorlage der neuen Ersatz-Rahmenrichtlinie durch Regulator selbst erfolgen.

Die Aktivitäten im Einzelnen:

Hexer: Mit der Etablierung einer Basis auf Prime sind die Sicherungsaufgaben deutlich gewachsen. Aufgrund der erfolgreichen Überführung aller Truppenteile vom NSP steht nun die gesamte Schlagkraft der liberischen Streitkräfte für die Sicherung des Staatsgebietes zur Verfügung. Die Patrouillen- und Überwachungsdienste wurden aufgenommen und schlagkräftige Einheiten an sensiblen Einrichtungen und Verkehrsknotenpunkten positioniert.

Sprecher: Zu den Nachbarvölkern auf Prime konnten erste Kontakte hergestellt werden. Obwohl unser direkter Nachbar im Norden eher schweigsam zu sein scheint, zeigte er trotzdem die Bereitschaft, sich auf eine Grenzregelung einzulassen. Somit kann die Nordgrenze zumindest diplomatisch als konsolidiert gelten. Gespräche mit den Vertretern der pl3f verliefen in entspannter Atmosphäre und könnten ebenfalls auf eine gute zukünftige Nachbarschaft hindeuten. Mit Kworl im Westen konnte noch kein Kontakt hergestellt werden.
Weiterhin ist zu erwähnen, dass sich in der Galaxis ein neues Imperium formiert hat, dessen oberster Vertreter bereits die Unterwerfung gefordert hat. Die wurde in aller Entschiedenheit zurückgewiesen.

Richter: Bislang wurden keine Streitfälle zur Schlichtung vorgelegt. Die innere Verfassung des Liberischen Staates ist nach wie vor im Sinne von Torg, so dass keine juristische Intervention im Inneren von Nöten gewesene ist. Ein Rechtsgutachten zur Vereinbarkeit einer Mitgliedschaft in einer fundamentalistisch-autoritär geführten Allianz mit den liberischen Grundsätzen wurde angefertigt. Darin wurden die Forderungen auswärtiger Mächte als illegitim erkannt; es gilt sie mit aller Macht abzuwehren.

Versorger: Die Neuansiedlung hat große Teile unserer Rohstoffreserven gebunden. Während in den vergangenen Zügen alle relevanten Produktionseinrichtungen dem Militär zur Verfügung gestellt werden konnten und auch die Energieversorgung sichergestellt wurde, müssen nun noch weiter Anstrengungen unternommen werden, um die verausgabten Materialien und Treibstoffe zu ersetzen. Die hierfür benötigten Förderanlagen sollten sich innerhalb eines Zyklus’ errichten lassen. Der Ausbau der Forschungskapazitäten macht große Fortschritte. Unsere Infrastruktur, vor allem im Versorgungs- und Transportsektor konnte deutlich ausgebaut werden und spiegelt in ihren derzeitigen Zustand bereits Grundzüge des 'Bauplan Prime' wider. Aufklärungs- und Störeinrichtungen befinden sich in der Entwicklung.

Regulator: Die Kodifizierung der Rahmenrichtlinie für den Ersatz von Ratsmitgliedern und anderer höherer Vertreter der Administration steht vor dem Abschluß. Das Ergebnis wird in Kürze vom neuen Regulator vorgestellt.
Eine Analyse der Situation auf Prime hat ergeben, dass sich der Aufbau der Wohlstandsphäre in zufriedenstellender Weise entwickelt und das Liberische Volk damit eine neue Heimat gefunden hat. Die militärische Absicherung, eine verlässliche Rohstoffversorgung und ein weitreichendes Forschungsprogramm wurden eingerichtet bzw. initiiert. Von nun an sind die Liberier in dieser Region der Galaxis als nicht zu ignorierender Machtfaktor zu betrachten.

Ausfertigung des Tätigkeitsberichts durch:

Sprecher,

Mitglied des Exekutivrates und offizieller Repräsentant der Liberischen Wohlstandssphäre

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Die Geschichte von Torg (3)
Torg trat in das Zelt ein.

"Hey, Pelzknäuel, Du hast Dich wohl verlaufen! Wenn Du den Ausgang su.."

"Ruhe! Ich habe ihn hergerufen" Benuntai Kanoris warf seinen Adjutanten einen gereizten Blick zu. "Vielleicht lassen Sie uns mal kurz allein, wir haben etwas zu bereden".

Als die beiden unter sich waren, setzte sich Kanoris wieder in seinen Stuhl und musterte Torg mit einem neugierigen Blick.

“Haben Sie eine Ahnung, warum ich Sie habe rufen lassen.. Torg, nicht war?“

“Bisher noch nicht, Nuntai.“

“Benuntai, um genau zu sein. Sehen Sie, wir beide haben etwas gemeinsam, wir beiden haben in der letzten Nacht unsern direkten Vorgesetzten verloren.“ Torg kniff die Augen zusammen. “Und nun bin ich Benuntai. Was würden Sie sagen, wenn ich sie zum leitenden Unteroffizier Ihrer Klon-Abteilung mache?“

“Neubürger-Abteilung.“

“Nun wollen wir mal nicht kleinlich sein. Ich biete Ihnen eine große Chance an, warum nehmen Sie sie nicht an?“

“Eine Chance? Nun.., wissen Sie eigentlich wie Bereng gestorben ist?“

“Was hat das damit zu tun? Er ist ein Opfer des Krieges, wie so viele. Auch Drulls sind letzte Nacht gefallen.“

“Das stimmt, aber die Drulls mussten nicht eine halbe Stunde vor dem Lazarett warten, bis die Verwundeten der anderen Einheiten versorgt waren. Und Bereng wäre auch nicht verblutet, wenn ausreichend Blutkonserven für Neubürger vorrätig gewesen wären. Jetzt bieten Sie mir einen Posten an, auf dem ich immer noch einen drullischen Offizier als Vorgesetzten habe. Sie hätten mich oder sonst wen einfach ernennen können, denn zu sagen haben Neubürger als Unteroffiziere eh nichts, aber Sie bestellen mich her, um mir den Rang in einem vertraulichen Gespräch anzutragen. Offenbar wollen Sie etwas von mir und wahrscheinlich ist es dafür hilfreich, dem kleinen dummen Klon etwas Honig ums Maul zu schm..“

“Jetzt ist es aber genug!“ Kanoris sprang von seinem Stuhl auf. “Vergessen Sie nicht, wen Sie vor sich haben!“ Langsam machte er einen Schritt auf Torg zu und atmete dabei einmal langsam durch. “Vielleicht sollten wir uns erstmal wieder beruhigen. Scheinbar sind wir die Sache etwas unglücklich angegangen. Der Grund warum ich Sie ausgewählt habe ist ganz einfach, im Gegensatz zu Ihren Kameraden scheinen Sie etwas im Kopf zu habe. Jetzt schauen sie nicht so grimmig, das sollte ein Kompliment sein. Ich habe schon einige Berichte über sie erhalten und Ihre Befähigung zu komplexerem Denken und gehobener Konversation ist unter Ihresgleichen außergewöhnlich. Mit diesen Potentialen könnten sie es weit bringen und ich rede nicht von der Führung einer Kompanie irgendwo im verschneiten Zentralgebirge, sondern an einer Stelle, wo sich einiges bewegen ließe, nämlich in Hallwa!“

Ungläubig zog Torg die buschigen Augenbrauen hoch. Bevor er etwas sagen konnte fuhr Kanoris dazwischen: “Stellen Sie sich vor, sie würden als Neubürger-Vertreter im Parlament sitzen. Verstehen Sie, wie Sie Ihren Freunden helfen könnten? Wie Sie auf ihre Lage aufmerksam machen könnten? Was Sie alles erreichen könnten?“

“Aber wie soll das gehen und warum sollte man gerade mich..“

“Kurz gesagt, wir haben einen Förderer und zwar Ben Haris persönlich. Was meinen Sie, wer so schnell meine Beförderung durchgewinkt hat. Ben und ich kennen uns schon eine ganze Weile und der Krieg bietet nun einige Möglichkeiten, dass wir unsere Freundschaft auf, nunja, höherer Ebene fortsetzen. Eine Hand wäscht die andere, er übernimmt die Heeresleitung, nicht nur die Nordprovinzen sondern die gesamte, und ich unterstütze ihn eine Etage tiefer. Bald werde ich Verbindungsoffizier im Generalsstab sein und dann gehe ich nach Hallwa. Das könnte auch Ihre Chance sein. Kompanieführer Torg, ein gerade von der Front zurückgekehrter Kriegsheld, dazu noch Neubürger und sprachgewandter Vertreter seiner Leute bekommt einen gesonderten Abgeordnetensitz im Parlament. Sie wären über Nacht eine Persönlichkeit, Sie hätten Einfluss und wir könnten das arrangieren.“

“Ich bin doch kein Kriegsheld..“

“Ach was, Sie habe die letzte Nacht überlebt, das reicht schon. Also was sagen Sie, Torg, wollen Sie diese Gelegenheit, Ihre Leute in die wirkliche Gleichberechtigung zu führen, ungenutzt lassen?“

Torg runzelte die Stirn, so dass das Fell neckische Wellen schlug. “Und was ist Ihr Preis dafür?“

“Bei den Göttern, wenn Sie das so sagen, könnte man meinen, ich wollte Sie ausnutzen. Dabei wollen wir uns doch nur gegenseitig helfen. Wir bringen Sie in die Position und im Gegenzug helfen sie uns mit dem einen oder anderen Debattenbeitrag. Wenn der STAG die Reden live überträgt können Sie in jedes drullische Haus Ihre Ideen bringen.. und vielleicht auch ein paar von unseren. Aber darüber sollten Sie sich jetzt noch keine Gedanken machen.“

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Tätigkeitsbericht Z103 - Nachtrag
Der Liberische Exekutivrat investiert nach wie vor große Summen und Energien in den Aufbau der Wohlstandsphäre. Die Erfolge sind unübersehbar, auch wenn die Versorgungslage noch immer als prekär zu bezeichnen ist.

Die Aktivitäten im Einzelnen:

Hexer: Mit der Einrichtung des dauerhaften Aufklärungs- und Patrouillendienstes konnten lohnende Ziele für die Erweiterung der Wohlstandsphäre identifiziert werden. Mit dem schnellen Vorstöße bewaffneter Aufklärungseinheiten wurden wichtige Schlüsselpositionnen gesichert. Dabei gerieten die Truppen erstmals auf einer dem Kontinent vorgelagerten Insel in eine konfrontative Situation mit den Sy unter Kworl. Eine von den liberischen Streitkräften übernommene Stadt musste nach Verlust und Wiedereroberung letztendlich aufgegeben werden, da die Ankunft eines eindrucksvollen Insektenschwarms die Invasion der Wohlstandsphäre befürchten ließ. Durch den sofortigen Aufbau von Verteidigungsstellungen konnte der Gegner wirksam abgeschreckt werden, so dass er sich nachfolgend zurückzog. Allerdings sind Entwicklungsstand und Anzahl unserer Einheiten derzeit noch nicht ausreichend, um die verlorenen Gebiete zurückzugewinnen. Die Behebung dieser Hemmnisse muss eine Priorität der nächsten Züge und Zyklen werden!

Sprecher: Aufgrund von Kworls Intervention wurden diplomatisches Geschick und flexibles Taktieren notwendig, um nicht in einen hoffnungslosen Konflikt hineingezogen zu werden. Mit fff bestehen nach wie vor offene Kontakte, die durch Gespräche in ruhiger Atmosphäre gepflegt werden. Seit der Ziehung der Demarkationslinie wurden mit Unknown keine Verhandlungen geführt. Offenbar ziehen die Unnie es vor, unter sich zu bleiben.

Richter: In diesem Zyklus wurden keine Rechtsgutachten erstellt, ebenso musste nicht zur Erhaltung der Gesellschaft im Sinne von Torg in den politischen Prozess eingegriffen werden.

Versorger: Die Versorgungslage stellt sich nach wie vor schwierig dar. Die große Knappheit an Treibstoffen aller Art hat sich fortgesetzt, wobei der zügige Ausbau der Produktionskapazitäten eine Verbesserung der Situation in greifbare Nähe rücken lässt. Die Materialdepots haben neue Tefsstände erreicht. Hier besteht die Hoffnung, dass mit dem Abschluss des Basisaufbaus und dem Beginn der Holzwirtschaft im nächsten Zyklus ein Turnaround geschafft werden kann.

Regulator: Im vergangenen Zyklus mussten keine neuen Rahmenweisungen erstellt werden, da der 'Besiedlungsplan Prime' Umsetzung findet und aufgrund seines Erfolgs keiner Modifikation bedarf. Somit können alle Kräfte auf die Fertigstellung der erwarteten Rahmenrichtlinie konzentriert werden.

Ausfertigung des Tätigkeitsberichts durch:

Sprecher,

Mitglied des Exekutivrates und offizieller Repräsentant der Liberischen Wohlstandssphäre

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Die Geschichte von Torg (4)
Ein helles Licht blendete Torgs Augen, als der schwarze Sack von seinem Kopf gezogen wurde. Für den ersten Moment konnte er absolut nichts sehen. Eine schrille Stimme brüllte ihn unvermittelt von der Seite an:

"Neubürger! Wie ist Dein Name?"

"Äh.. Torg.."

"Was ist ein Torg? Wie eine Registriernummer klingt das nicht." Die Stimme wurde noch lauter. "Das ist doch eine Uniform, die Du da anhast? Also, wie ist Dein Name, Neubürger?"

"Unteroffizier Torg, 3.Kompanie, 407. Mobile Division, Benunabschnitt 12."

"Na, geht doch! Und was willst Du in Hallwa?" Aus der Stimme wurde langsam ein rotes Gesicht mit grimmigen Augen, die sich in Torgs Schläfe bohrten.

"Ich begleite Benuntai Kanoris zu einer Besprechung mi.."

"Kanoris, dem Verräter! Er wurde überführt, verhaftet und aller Ränge und Privilegien enthoben! Also nochmal, Neubürger, was willst Du in Hallwa?"

"Ich soll an einer Besprechung teilnehmen."

"Wer sind die Teilnehmer?"

"Das weiß ich nicht."

"Das soll ich Dir glauben? Ich will Namen!!"

"Aber ich kenne wirklich keinen.. Ich sollte dort doch erst alle kennenlernen.."

".. die an der Verschwörung teilhaben.."

Torg wurde es langsam ungemütlich auf seinem Stuhl. War es das helle heiße Licht, weshalb er zu schwitzen begann?

"Was.. Verschwörung? Aber das stimmt doch gar nicht, ich sollte einen Sondersitz im Parlament bekommen und man wollte mich darauf vorbereit.." Als Torg das aussprach, klang das selbst für ihn schon unheimlich naiv.

"Aha! Du gibst also zu, mit den Verrätern konspiriert zu haben, um Regierung und Volksvertretung zu unterwandern!"

Das Licht wurde immer unerträglicher.

"Nein, was, aber darum ging es doch gar nicht."

"Um was dann, was war Euer Ziel?" Die Augen starrten jetzt noch durchdringender.

"Ich will doch nur meinen Leuten helfen, das ist alles. Keine Ahnung, was die anderen vorhaben. Es hieß, dass ich Ben Haris helfen könne und er mir dafür.."

Die rote Gesicht färbte sich plötzlich noch dunkelroter als es von Neuem zu brüllen begann: "Da haben wir's! Du hast Dich für Deinen eigenen Vorteil mit der Clique um den Sohn des großen Haris verbündet, das ist widerlich! Du wolltest auch zu diesen Hofschranzen gehören und hast dabei die Interessen deines Landes verraten! Weißt du überhaupt, was Ihr angerichtet habt? Caro hat bereits fast ganz Skom erobert, Imperiale Kais greifen an allen Fronten an und Ihr bereitet einen Staatsstreich vor! Dafür kommst Du an den Galgen!"

Torgs Augen füllten sich langsam mit Tränen. "Aber ich.."

..

Endlose Sekunden des Schweigens.

"Natürlich könntest Du Deine Situation deutlich verbessern, wenn Du uns ein wenig hilfst. Das würde sich auf das Urteil sicher positiv auswirken. Willst Du uns helfen?"

"Ja .. ja .. natürlich."

"Na gut, dann erzähle mir doch mal wie tief Stohan Petok da mit drinsteckt?"

"Wer? Den Mann kenne ich nicht."

"Wer ist Ron Puhhl?"

"Keine Ahnung."

"Was weißt du über 'Operation Morgenröte'?"

"Nichts."

"Jetzt pass mal auf, mein Kleiner, bisher bin ich noch sehr nachsichtig mit dir gewesen, aber wenn Du hier auf stur schaltest, dann kann ich auch anders! Meinst du, die Schmerzsonden stehen hier nur zur Dekoration herum? Wenn Du nicht bald etwas kooperativer wirst, dann wirst Du rasiert, verkabelt und dann führen wir unsere Unterhaltung mal etwas anders!"

"Aber das könnt Ihr nicht machen, ich habe Rechte!"

"Klar können wir, der Sicherheitsdienst bekommt immer die Antworten die er will."

Panik wallte in Torg auf. Der Militärgeheimdienst. Wie war er hier nur gelandet. Er hatte doch niemandem etwas getan. Das durfte nicht sein, er musste hier raus, wenn er sich doch nur aus diesen Fesseln herauswinden könnte. Er versuchte aufzustehen, als er schmerzlich feststellen musste, dass zu dem roten Gesicht auch eine schwere Faust gehörte. Torg schrie auf. Schon sah er benommen, wie die Faust ein zweites Mal auf sein Gesicht zuraste.

"HALT!, Keine Wunden!" schallte es überraschend aus dem schwarzen Raum jenseits der Lampe.

Das rote Gesicht wendete sich um. "Moment mal, das Verhör führe ja immer noch ich."

"Nein, das tun Sie nicht."

Das Gesicht mit der Faust verschwand hinter dem Licht und eine leise aber hitzige Diskussion drang an Torgs Ohren:

"Was soll das heißen? Ich habe meine Methoden, den bekomme ich schon zum Singen!"

"Wir haben noch nicht entschieden, was mit ihm passieren soll, also muss er kameratauglich bleiben."

"Trotzdem sollten Sie mir nicht mitten in ein laufendes Verhör hineinreden.."

"Ihr Verhör ist beendet, ich habe genug gesehen."

"Was? Ich bin mit der Aufklärung dieser Verschwörung beauftragt worden und werde nicht zulas.."

"Ihre Verschwörung interessiert mich nicht. Hier stehen höhere Interessen im Vordergrund."

"Höhere..? Diese Verräter haben einen Staatsstreich geplant und.."

"Wollen sie mich nicht verstehen oder wollen Sie mich ärgern?" Die Stimme wurde zornig.

"Nein, natürlich nicht."

"Gut für Sie."

"Wie lauten Ihre Befehle?"

"Totale Isolation! Sie haben hier unten doch entsprechende Einrichtungen?"

"Jawohl!"

"Keine Verhöre, kein Kontakt zu niemandem, keine Akten! Bis wir uns bei Ihnen melden. Verstanden?"

"Jawohl!"

"Dann los."

Aus dem Nichts kommend stülpte sich der schwarze Sack wieder über Torgs Kopf. Ein Stich in seinen Oberarm ließ ihn zusammenzucken und schon entschwanden das heiße Licht, die blutende Nase und das Gemurmel im Hintergrund aus Torgs Bewusstsein.

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Tätigkeitsbericht Z104 - Nachtrag
Der Liberische Exekutivrat hat seinen Aktivitätsbereich erneut erweitern können. Derzeit stehen fast 13% der Oberfläche von Prime unter der direkten Kontrolle des Exekutivrates und sind damit Teil der Wohlstandssphäre. Insgesamt befindet sich die Sphäre jedoch nach den massiven Anstrengungen der letzten Zyklen in einer Konsolidierungsphase. Eine aktuelle Entwicklung von großer Bedeutung stellt das neu angefertigte Rechtsgutachten von Richter dar, welches die Einschränkung unserer territorialen Ansprüche durch die Sy als unvereinbar mit den Lehren von Torg erkannt hat.

Die Aktivitäten im Einzelnen:

Hexer: Aufgrund der zur Zeit geringen Aktivitäten der uns direkt benachbarten Streitkräfte wurden auch die Liberischen Truppen in ihre Bereitschaftsräume zurückbeordert. Angesichts der überaus erfolgreichen Aufklärung erhöht sich die Vorwarnzeit, was eine Ressourcen-sparende Dislozierung und Aktivierung im Bereitschaftsmodus ermöglicht. Unsere Verteidigungsfähigkeit ist im Rahmen des derzeitigen Technologiestandes voll gewährleistet.

Sprecher: Im vergangenen Zyklus wurden keine diplomatischen Gespräche von regionaler Relevanz geführt. Die PR-Aktivitäten beschränkten sich auf das erforderliche Minimum.

Richter: Auf Initiative von Regulator wurde eine Stellungnahme zum derzeitgen Stand der Verhandlungen mit den Kworl vorgelegt. Im Rahmen eines Rechtsgutachtens musste festgestellt werden, dass das Grenzabkommen zum Einen durch einen de-facto Rückzug der liberischen Streitkräfte zwar ermöglicht, völkerrechtlich bindend aber nie ausgehandelt und durch beiderseitigen Beschluß festgelegt wurde. Zudem entstanden die Zugeständnisse unter Zwang, was den freiheitlichen Grundsätzen unseres Gemeinwesens, wie Torg sie lehrte, diametral entgegensteht. Somit entbehren die vorliegenden Grenzlinien jeder Legitimation. Eine Veränderung des status quo wäre demnach kein Akt der Revision sondern eine Ausübung unseres Rechts auf Expansion. Der Grenzverläufe zu weiteren Staatswesen sind von diesem Gutachten nicht betroffen.
Darüber hinaus mussten im letzten Zyklus innerhalb der konstitutionellen Verfassung der Wohlstandsphäre keine Interventionen oder Schlichtungen vorgenommen werden.

Versorger: Der Aufbau der Versorgung mit Rohstoffen aller Art verläuft planmäßig. Weitere Produktionsstätten und Infrastruktur-Einrichtungen konnten in Betrieb genommen werden. Während sich die Bereitstellung von Treibstoffen auf einem stetigen Wachstumspfad befindet, wurde nun die Talsohle der nutzbaren Materialreserven durchschritten. Ein weiterer Ausbau ist ebenso wie bei den Forschungskapazitäten dringend geboten und wird zukünftig erneut die Priorität bei der Ressourcennutzung erhalten.

Regulator: Mit dem Rechtsgutachten bezüglich der Westgrenze deuten sich für die Zukunft neue Herausforderungen an. Langfristig muss es ein Ziel liberischer Politik sei, die Fesseln, die uns die Sy auferlegt haben zu sprengen. Die dazu erforderlichen Mittel werden in absehbarer Zeit nicht zur Verfügung stehen, doch ist es der durch den Exekutivrat verkörperte Wille des Volkes, alle Kräfte zu mobilisieren, um die völlige Handlungsfreiheit der Liberischen Wohlstandssphäre auf Prime gewährleisten. Zur Erreichung dieses Ziels kann keine Handlungsoption ausgeschlossen werden.

Ausfertigung des Tätigkeitsberichts durch:

Sprecher,

Mitglied des Exekutivrates und offizieller Repräsentant der Liberischen Wohlstandssphäre

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Die Geschichte von Torg (5)
Langsam atmete Torg ein. Noch langsamer wieder aus. Kurze Pause. Und wieder ein. Und aus. Wieder und wieder. Nach und nach schwanden seine Empfindungen, seine Gefühle, sein Bewusstsein, seine schmerzenden Beine, nur noch ruhiger Atem war da und innerer Frieden. Eine Gelassenheit überkam ihn und er lächelte sanft, die Augen dabei fest geschlossen. Seit Stunden saß er nun im Schneidersitz auf seiner Pritsche und suchte diese innere Ruhe. Und er fand sie. Mittlerweile gelang es ihm immer schneller, diesen Zustand herbeizuführen und auch ihn länger beizubehalten. Es war ein angenehmer Zustand, in dem er sich eins mit der Welt fühlte und in dem er sie hätte umarmen wollen. Die Zeit verfloss. Zeit... welcher Tag heute wohl war? Es war ihm bereits egal.
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Anfangs war er fast wahnsinnig geworden. In dieser kleinen gefliesten Zelle war er herumgelaufen, hatte gegen die Tür gehämmert und geschrien, aber nie hatte sich daraufhin irgendetwas getan. Nur Stille und diese in die Decke eingelassene Lampe, die die ganze Zeit leuchtete. Einmal am Tag öffnete sich kurz eine Klappe und etwas Essbares fiel auf die Ablage neben der Tür. Aber war es wirklich einmal am Tag? Torg hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Niemand kam je rein und wollte etwas von ihm. Niemand sagte ihm, was das ganze soll. Niemand macht sauber. Es dauert etwas bis er verstanden hatte, dass das Loch im Boden in der Ecke offenbar die Lösung für alle Fragen des Entsorgung und Körperpflege darstellen sollte. Darüber befand sich in etwa einem halben Meter Höhe eine Öffnung, aus der bei Aktivierung eines Bewegungssensors ein Wasserstrahl in den Abfluss schoss. Das Wasser war trinkbar, man konnte sich damit waschen und auch sonst alles entsorgen. Die Zelle hatte da auch ihre positiven Seiten, alles war abwaschbar, selbst von der Decke auf der Pritsche perlte das Wasser einfach ab. Aber sonst war da ja auch nichts. Die Liege, das Loch und Torg.

Nach der Phase, in der er rumschrie und nur raus wollte, kam die Resignation. Er begann sich zu fragen, warum er sich das alles über sich ergehen lassen musste. Welcher Schöpfer hatte sich da nur einen solch schlechten Scherz mit ihm erlaubt. Tagelang lag er rum und war unfähig auch nur einen Finger zu rühren. Das Essen stapelte sich neben der Tür und es war erstaunlich, dass es überhaupt nicht verdarb. Es wurde nur grauer. Genau wie die Zelle. Irgendwann kam der Punkt, wo sich Torg überlegte, ob er es schaffen könnte, einfach mit dem Atmen aufzuhören. Dann wäre alle zu Ende. Und so versuchte er es. Die erste Minute hielt er ganz gut durch, doch dann wurde es schwieriger, so schwierig, dass er, als er schon fast die Besinnung verlor, plötzlich den Mund aufriss und kräftig die Luft einsog und damit das Leben. Ja, er wollte atmen und er wollte weiterleben. Aber hier drin würde er so nicht mehr lange durchhalten. Irgendwas musste passieren.

Und so kam er darauf, sich in sich selbst zu versenken und die Ruhe zu suchen. Egal welches Schicksal noch auf ihn warten sollte, es würde nichts bringen, wenn er hier drin vor die Hunde gehen würde. Stattdessen könnte er versuchen, seinen Geist zu schulen, auf dass er gefasst und gelassen diesem Schicksal entgegenblicken könnte. Dabei war das mit der Selbstversenkung gar nicht so einfach. Erst tat der Rücken weh, dann die Beine, dann der Kopf und schlussendlich alles zu zusammen. Aber mit der Übung kamen die Erfolge. Der Schmerz verschwand und aus ihm wurde ein Gefühl der Leichtigkeit. Die trüben Gedanken verflogen und je mehr er sich auf das bloße Sein konzentrierte, desto klarer wurde das Bewusstsein, dass er ein Teil dieser Welt war, des Lebens, ein Teil des ewigen Flusses durch die Zeit und dass er eigentlich nichts zu befürchten hatte. Von niemandem.
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Und je mehr er sich von seinen Ängsten verabschiedete, desto größer wurde auch in ihm die Liebe zu den anderen Wesen. Waren sie nicht alle gefangen in ihren kleinen Leben, von einem blinden Mechanismus der Auslese dazu getrieben, ihren selbstsüchtigen Tätigkeiten nachzugehen, stets in der Hoffnung, sich damit über Andere stellen zu können? Dabei ist das doch völlig unnötig, wo es doch von allem genug für alle gibt. Warum fehlt so vielen die Einsicht? Müsste man den Drulls nicht helfen, den Pfad der Erleuchtung zu finden? Doch das ist wohl schwerer getan, als gedacht, denn gerade jene, die ihre Stärke daraus beziehen, die Schwachen auszunutzen, sind für solche Einsichten meist blind und taub. Also müssen die Schwachen leiden. Wie die Neubürger. Doch so durfte es nicht weitergehen. Langsam dämmerte Torg, dass man seinen Brüdern und Schwestern nie freiwillig die Natur-gegebenen Rechte zugestehen würde. Man würde dafür kämpfen müssen. Inständig hoffte Torg, dass er jemanden finden würde, der sich von der Vernunft des Herzens leiten ließ und die Leiden seines Volkes erkennen würde. Dann könnte man diesen Kampf um die Freiheit mit friedlichen Mitteln gewinnen.

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Tätigkeitsbericht Z105 - Nachtrag
Wieder einmal konnte die Wohlstandssphäre erweitert werden. Insgesamt ist das Flächenwachstum aber deutlich gebremst worden, da andere Dinge, vor allem die Verbreiterung der Rohstoffbasis, im Vordergrund stehen. Der Ausbau der Forschungskapazitäten wird dadurch ebenso behindert wie die Einführung neuer Militäreinheiten. Dies könnte mittelfristig zu Beeinträchtigungen der Verteidigungsbereitschaft führen, zumal zum Ende des Berichtszeitraums Teile des Sy-Schwarms an unserer Grenze aufgetaucht sind.

Die Aktivitäten im Einzelnen:

Hexer: Durch die massive Präsenz von Sy-Jäger mussten große Teile unseres Patrouillen-Dienstes in die Wohlstandssphäre zurückverlegt werden. Über die Absichten des Schwarms ist bislang noch nichts bekannt, doch ist davon auszugehen, dass sie gekommen sind, um die Einsatzbereitschaft unserer Küstenbefestigungen zu testen und vielleicht auch an ihnen zu trainieren. Da durch die ehrgeizigen zivilen Bauprogramme nur wenige Ressourcen zum Ausbau unseres Verteidigungspotentials übrig blieben, werden wir in einem solchen Fall gezwungen sein, unsere Verteidigung auf einen festen Punkt im Norden der Grenze zu konzentrieren. Unsere mobilen Flak-Einheiten wurden bereits dorthin verlegt und die Bodentruppen werden bald folgen. Ein Alarmstart der Luftflotte wurde eingeleitet. Damit sollte die Verteidigung der Küste gewährleistet sein.

Sprecher: Im vergangenen Zyklus wurden keine offiziellen diplomatischen Gespräche von regionaler Relevanz geführt. Inoffizielle werden zu gegebener Zeit offengelegt. Die PR-Aktivitäten beschränkten sich auf das erforderliche Minimum.

Richter: Im letzten Zyklus mussten innerhalb der konstitutionellen Verfassung der Wohlstandsphäre keine Interventionen oder Schlichtungen vorgenommen werden.

Versorger: Die Erweiterung der Rohstoffbasis gestaltet sich langwieriger, als noch vor wenigen Zyklen vermutet. Dennoch konnte unter großen Anstrengungen ein Mindestmaß an Autarkie erreicht werden, während mittlerweile für alle Rüstungsgüter und Baueinheiten entsprechende Produktionsstätten eingerichtet wurden. Im Verlauf des zurückliegenden Zyklus’ s konnte der Treibstoffvorrat weiter wachsen, auch wenn er noch weit davon entfernt ist, auf dem Niveau von vor unserer Ankunft zu sein. Die Materialproduktion reicht noch immer nicht aus, um Reserven anlegen zu können.

Regulator: Nach einem verhältnismäßig ereignislosen Zyklus stellt uns die Ankunft der Sy unter Kworl vor ein Rätsel. Auch wenn sich der Schwarm seit je her recht aggressiv gezeigt hat, so erachten wir unsere Absprachen zur Respektierung der Demarkationslinie für bindend. Zudem würde ein Übergriff der überlegen starken Sy auf das Gebiet der Wohlstandssphäre eine Intervention der ISG provozieren. Sollte es sich bei der im Anflug befindlichen Streitmacht nicht nur um eine Drohgebärde handeln, so wären wir trotz der Beteuerungen von Hexer gegen eine Invasion schlecht gewappnet. Notfallpläne befinden sich in der Vorbereitung.

Ausfertigung des Tätigkeitsberichts durch:

Sprecher,

Mitglied des Exekutivrates und offizieller Repräsentant der Liberischen Wohlstandssphäre

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Die Geschichte von Torg (6)
"Guten Morgen!"

Laut hallten die Absätze jenes Mannes auf dem Steinboden des Konferenzraums, der gerade von der Tür auf Torg zu ging. Er war hoch gewachsen, dunkelhaarig und wirkte recht drahtig. Gleichzeitig gaben ihm sein Lächeln und der offenbar sehr teure Anzug eine seltsame Aura. Der Mann schien wichtig zu sein.

"Geht es Ihnen gut?"

Die Stimme kam ihm bekannt vor. Nur woher..

"Den Umständen entsprechend. Und verzeihen sie mir bitte meine Unhöflichkeit, wäre ich nicht an den Stuhl gefesselt, würde ich Ihnen entgegenkommen und die Hand reichen."

"Na wenigstens haben sie in der Zelle nicht ihren Humor verloren."

"Ach, jetzt weiß ich, woher ich Ihre Stimme kenne. Ihnen habe ich zu verdanken, das man mich nicht mit den Schmerzsonden bearbeitet hat. Ebenso wie die Isolierhaft. Soll ich mich nun bei Ihnen bedanken oder beschweren? Oder was mich schon seit Wochen interessiert, warum zum Teufel habt Ihr das überhaupt mit mir gemacht? Wem habe ich denn was getan?"

"Mein lieber Torg, da kommen sie aber überaus schnell zum eigentlichen Thema unseres kleinen Gesprächs. Dabei hatte ich gehofft, wir könnten uns erstmal etwas allgemeiner unterhalten. Sagen Sie, haben Sie eigentlich Hunger?"

"Wenn sie mich so fragen.."

"Dachte ich es mir doch."

Der feine Herr im Anzug ging einige Meter hinter Torgs Stuhl und zog auf dem Rückweg einen Servierwagen hinter sich her, auf dem in mehreren Etagen große abgedeckte Platten lagen.

"Übrigens habe ich beschlossen, Vegetarier zu werden."

"Warum nicht, dann werden Ihnen sicher die Früchteplatten zusagen."

Mit großen Augen sah Torg wie plötzlich zwei verschieden große Anrichteplatten mit lecker duftendem Obst auf dem langen Konferenztisch vor ihm landeten. Als nun auch noch seine Handschellen geöffnet wurden wähnte er sich im Paradies. Für einen Moment hielt er inne. Am Bauch war er immer noch festgebunden. Schade. Dann griff er zu und stopfte sich vergnügt die saftigen Mangone-Streifen in den Mund. Dieser Geschmack, unglaublich!

"Wiffen Wie eigentliff, wie lange ich schon kein Obst mehr gegessen haben? Das müssen einige Wochen gewesen sein."

"Über zwei Monate."

Mittlerweile saßen sich die beiden am Tisch gegenüber.

"Zwei Mo.. hmm. Tageslicht wäre übrigens auch mal wieder recht schön. Aber das bringt mich auf unser eigentliches Thema zurück. Warum bin ich hier? Und ohne unhöflich sein zu wollen, aber vorgestellt haben Sie sich auch noch nicht."

"Sie haben recht, aber mein Name tut hier im Grunde nichts zur Sache. Wissen Sie, es ist auch viel bedeutsamer wen ich hier vertrete. Das wird auch Ihre anderen Fragen klären."

Torg unterbrach kurz sein Schmatzen und schaute ihn prüfend an.

"Es ist ja so, dass wir Drulls schon seit je her diese zwei völlig gegensätzlichen Seiten an uns haben. Zum einen sind wir hochbegabt, wenn es darum geht neue Techniken zu entwickeln, zu forschen oder generell uns auszubreiten und uns die Welt Untertan zu machen. Aber andererseits geraten wir dabei durch unsere Streitlust und Unachtsamkeit auch ständig in Situationen, in denen unsere ganze Existenz auf dem Spiel steht. Bürgerkriege, wild gewordene KIs oder wie jetzt gerade ein verrückter alter Imperator, der nach Jahrhunderten in einem Computer plötzlich die Kais gegen uns aufhetzt. Die Gründer der Organisation, die ich vertrete, haben schon früh erkannt, dass wir mehr Ordnung brauchen, wenn wir überleben wollen. Ordnung und Kontrolle. Und dafür sorgen wir, wenn das System mal wieder aus der Balance geraten ist."

"Und das kriegen Sie hin?"

"Es ist nicht immer einfach, aber am Ende zahlt es sich aus, wenn man immer gut informiert ist. Nehmen wir diesen unnötigen Krieg, den wir gerade führen. Caros Truppen stehen schon kurz vor Hallwa und auch wenn Sie es hier unten noch nicht mitbekommen haben, die Stadt wird gerade kleingebombt. Aber das wird sich bald ändern. Nachdem wir herausgefunden haben, dass Caro durch den Imperator fern-gesteuert wird haben wir die Informationen einem unserer Benun-Kommandeure zugespielt, der ihr den Steuerungs-Chip entfernen wird. Und wenn Lark Urelis sie abgekoppelt hat wird der Krieg so schnell beendet sein wie er angefangen hat. Das Beste ist dabei, dass niemand ahnen wird, dass wir es waren, die mal wieder den Staat gerettet haben."

Torg schaute kurz auf, als er die erste leere Platte weg schob und sich der zweiten widmete.

"Warum wollen Sie sich denn nicht Ihre Lorbeeren für Ihre großen Dienste abholen? Das wäre doch gut für Sie, wenn Sie sich als Helden feiern lassen könnten."

"Wir arbeiten nun mal lieber im Verborgenen. Schließlich sind wir es, die die Politik dieses Landes gestalten und nicht umgekehrt."

"Sehr demokratisch klingt das aber nicht."

"Das habe ich auch nicht behauptet."

Auf sein süffisantes Lächeln hin breitete sich eine kurze Stille aus, bis Torg plötzlich fragte:

"Nunja, das ist ja alles sehr interessant, aber warum erzählen Sie mir das?"

"Ich möchte, dass Sie verstehen, wie Sie in die Geschichte passen."

"Ich?"

"Ja, Sie. Wahrscheinlich ahnen Sie noch nicht einmal, welche Bedeutung sie haben."

"Stimmt und Sie machen mich auch sehr neugierig."

"Dabei steckt die Antwort schon in Ihrem Namen bzw. Ihrer Kenn-Nummer: KE/TOR-Q318."

Beinahe verschluckte sich Torg an einer Banula-Beere und musste kurz husten.

"Klon-Einheit, was für eine schrecklich technische Bezeichnung für lebendes Wesen. Titan-Net Operative Reserve, Serie Q. Es ist ja so, dass die Serienbenennung noch von Titan-Net stammt. Als wir damals nach dem großen Krieg die unzähligen eingelagerten Klon-Embryonen vorfanden hatten wir ja keine Ahnung, wofür die verschiedenen Serien mal gedacht waren. Daher gingen wir auch davon aus, dass die mal alle für den Kampfeinsatz vorgesehen waren."

Torg konnte sein Kinn nur mit Mühe oben behalten.

"Erst als wir kürzlich die abgefangenen Datenströme aus Caros Hauptcomputers untersuchten stießen wir auf einige aufschlussreiche Details. Wir wissen nicht wie, aber offenbar ist es Vasius in seinem Exil gelungen, in die Speicher von Titan-Net einzudringen und für ihn wichtige Informationen zu stehlen. Er war sehr an einem Forschungsprojekt interessiert, mit dem schon Titan-Net versuchte, sich eine physische Präsenz zu geben. Zu seinem Leidwesen hatte Vasius aber nie die technischen Möglichkeiten, eine eigene Klonreihe aufzubauen und die Experimente nach Titan-Nets Fall fortzuführen. Somit bleibt Ihr also glücklicherweise einzigartig."

"… soll das heißen, das ich, also die Q-Serie, also äh.. wir sollten dem Computer als Wirt dienen?.."

"Genauer gesagt seiner Gedankenmatrix, aber ja, so war es gedacht. Darum sind die Klone der Q-Serie mit außerordentlich komplexen Hirnstrukturen ausgestattet, die sie dem normalen Drull weit überlegen machen. Nach unserer Einschätzung war das Programm und damit die Klone noch nicht weit genug fortgeschritten, um ihre Aufgabe zu erfüllen, aber dennoch macht Sie das zu einer hochentwickelten Lebensform. Mit entsprechendem Training und Ausbildung könnten Sie mit Ihren Fähigkeiten alle anderen auf ihre Plätze verweisen."

"Sie nehmen mich auf den Arm, oder?"

"Das ist noch nicht alles. Wenn ich Ihnen sage, woher die genetischen Proben stammen, werden Sie mich für verrückt halten. Das gesamte Erbgut aller Klonreihen hat Titan-Net wiederum dem drullischen Zentralcomputer entwendet. Und der war damals gleichbedeutend mit dem ROOM. Ihre Zellen sind also Modifikationen von Reproduktionen einer Synthese der Erbinformationen aller Mitglieder des Rates der Weisen. Titan-Net wollte für sich scheinbar nur das Beste."

"Sie haben recht, Sie sind verrückt."

"Wenn es doch nur so wäre. Leider sind alle Klone, seinen es nun die Arbeits-, Kampf- oder Auslagerungslinien aus den Genen des Rates der Weisen bzw. des ROOM geschaffen worden."

"Moment, aber das heißt doch, dass wie Euresgleichen sind. Wir sind genauso Drulls wie ihr! Ihr habt gar kein Recht, uns so diskriminierend zu behandeln! Endlich werden wir gleichgestellt werden und müssen keine Ausgestoßenen mehr sein."

"Dazu wird es nie kommen."

"Was?"

"Glauben Sie wirklich, dass es unser Ziel ist, der Bevölkerung zu offenbaren, dass eine drullische Regierung, ausgerechnet der von allen als Retter in der Not hoch geachtete Rat der Weisen, so verkommen war, seine Regierungszeit durch Klone seiner selbst ins Unendliche zu verlängern? Dass dessen Gene von unserem Erzfeind in Computerform gegen das drullische Volk eingesetzt wurden? Glauben Sie wirklich, dass bei einem Platzen dieser Bombe auch nur ein Klon wieder durch die Strassen Hallwas laufen kann, ohne gleich von einem aufgebrachten Mob gelyncht zu werden? Denken Sie tatsächlich, dass sich die Administrationen der letzten 20 Jahre nachsagen lassen wollen, dass von diesen Vorgängen der ROOM, Titan-Net und Vasius wussten und nur sie allein keinen Schimmer davon hatten?"

"Nein.. Was werden sie jetzt tun?"

"Wir werden das tun, was wir immer getan haben, wir werden die Situation bereinigen."

"Was heißt das?"

"Wir werden dafür sorgen müssen, dass die Klone verschwinden. Daten werden gelöscht. Zeugen werden verstummen."

"Das können Sie nicht tun! Das fällt auf, damit kommen Sie nicht durch!"

"Oh doch und es ist einfacher als sie denken. Die wenigen verbliebenen Vertreter der Q-Serie werden derzeit gesucht und beseitigt. Wenn dieser Krieg vorbei ist wird sich plötzlich eine Seuche unter den Neubürgern ausbreiten, die offiziell von den Kais eingeschleppt wurde. Heilung wird es nicht geben. In einem halben Jahr werden alle Klone tot sein und in einem Jahr hat man sie auch schon vergessen. Das ist tragisch aber notwendig. Und wir sind die, die das notwendige tun."

"Notwendig? Sie sind doch wahnsinnig!"

"Es tut mir leid, dass Sie das so sehen. Ich hatte mir von diesem Gespräch etwas mehr Verständnis ihrerseits erhofft. Nun denn, es hat mich gefreut, Ihre Bekanntschaft zu machen. Leben sie wohl."

Im Aufstehen blickte er Torg, der nun wie wild an seinen Fesseln zerrte, noch einmal ins Gesicht und zeigte sein gewinnendes, aber in Wirklichkeit todringend kaltes Lächeln. Der Mann ohne Namen knöpfte sein Sakko zu und ging bedächtigen Schrittes zur Tür. Wieder hallten seine Schritte durch den Raum. Dazu mischten sich Torgs Schreie.

"Was, Verständnis für einen Mörder? Das können sie nicht tun. Das können sie nicht tuuun!!"

Eine leere Obstplatte flog noch in Richtung Tür, als eine Gruppe von Soldaten in den Raum stürmte und auf Torg einschlug. Benommen spürte er, wie seine Hände wieder gefesselt und er aus dem Raum geschleift wurde. Eine weitere Tür öffnete sich und als sie sich schloss raste der Raum plötzlich nach oben. Ein Fahrstuhl, dachte Torg. Dann musste er sich übergeben, während die Soldaten laut lachten und noch mal auf ihn am Boden eintraten.

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Bekanntmachung
An die Bürger der Liberischen Wohlstandssphäre!

Mit dem Beginn von Zyklus 106 (Neuer ISG - Zeitrechnung) sind die Absichten der benachbarten Sy unter Kworl offensichtlich geworden. In einem überraschenden Angriff betraten dessen Kreaturen die Grenze und begannen Liberisches Gebiet zu verwüsten. Dabei achteten sie weder auf bestehende Abkommen noch nahmen sie bei ihrem Vordringen Rücksicht auf die Zivilbevölkerung. Diese Schandtaten brachten neben endlosem Leid auch die Erkenntnis, dass Absprachen mit den Sy wertlos sind. Sprecher ist in diesem Zusammenhang kein Vorwurf zu machen, da seine Verhandlungsergebnisse durchaus zu der Hoffnung Anlass gaben, dass wir mit unseren Nachbarn zu einer friedlichen Koexistenz gelangen könnten. Für die Enttäuschung dieser Hoffnungen tragen allein die Sy die Verantwortung. Ferner bestätigen die neuerlichen Gräueltaten an den Liberiern die Einschätzung von Richter, wonach ein beiderseitig treu gehaltener Frieden a priori nicht unter Zwang sondern nur freiwillig herbeigeführt werden kann. Allerdings oblag es dem Ermessen von Regulator, zu beurteilen, in wie weit den Absprachen zu trauen war. Er lag mit seiner Meinung falsch und leitete durch diese Beurteilung den Exekutivrat fehl.

Eine maßgebliche Ursache des Desasters ist in der unzulänglichen Lageeinschätzung Hexers zu finden, der von Grenzrangeleien und keinem weitreichenden Invasionsunternehmen ausging. In Unkenntnis des Sy’schen Militärapparates vertraute er zudem bei seiner Beurteilung der Durchsetzungsfähigkeit der Liberischen Streitkräfte zu sehr auf Erfahrungen, die wir bislang mit humanoiden Gegnern machten. Dies hat uns wertvolle Einheiten gekostet, aber auch einiges Wissen über die Sy und ihre Taktik eingebracht. Noch einmal wird es uns so nicht ergehen.

Um den Krieg zu gewinnen wurden nun weitereichende Beschlüsse gefasst, die zu einer völligen Neuaufstellung geführt haben. Als wichtigster Eckstein dieser Umwälzungen wurde endlich die lange angekündigte Rahmenrichtlinie für den Ersatz von Ratsmitgliedern implementiert. Anhand derer wurden umgehend Hexer und Regulator abgelöst und ersetzt. Weiterhin hat Sprecher eine latente Bündnisoption mit unseren Nachbarn den pl3f in Kraft gesetzt, so dass eine weitere Front gegen die Sy eröffnet wurde. Versorger konnte dem Rat zusichern, dass ab sofort sämtliche Ressourcen für den Kampf bereitgestellt werden. Hexer hat neue Strategien entworfen und Regulator koordiniert die Bündelung aller Kräfte mit nie gekannter Effizienz. Damit wird der Sieg unser sein!

Regulator,

Mitglied und Vorsitzender des Liberischen Exekutivrates

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Rahmenrichtlinie für den Ersatz von Ratsmitgliedern
Im Einklang mit den Lehren von Torg stellen die im Exekutivrat versammelten Ratsmitglieder fest, dass

- der Erhalt der Wohlstandsphäre oberste Priorität besitzt

- der Erhalt der Wohlstandssphäre nur durch die Präsenz der fähigsten Liberier im Rat gewährleistet werden kann

- jeder Liberier das unveräußerliche Recht besitzt, sich an der Führung der Liberischen Administrativorgane zu beteiligen

- die Möglichkeit zur Teilhabe eines jeden Liberiers an der Führung der Administrativorgane gewährleistet werden muss

- die Auswahl geeigneter Liberier für die Leitung der Administrativorgane objektiv, transparent und gleichberechtigt zu erfolgen hat.

Mit Bezug auf die genannten Feststellungen beschließt der Liberische Exekutivrat, dass

- zur Besetzung der Ratssitze eine Evaluierungskommission eingesetzt wird

- die Evaluierungskommission die Bewerber/innen auf einen Ratssitz beurteilt und den/die am besten geeignete/n Bewerber/in auswählt

- sich auch aktive Ratsmitglieder einem permanenten Eignungstest zu unterwerfen haben

- die Auswahl nach einer neutralen computergestützten Reaktionsanalyse auf reale Anforderungen zu treffen ist

- es jedem Liberier freisteht, an den Eignungstests der Evaluierungskommission teilzunehmen

- der/die am besten geeignete Kandidat auf einen Ratssitz diesen Ratssitz unverzüglich einzunehmen hat

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Tätigkeitsbericht Z106 – Nachtrag
Mit dem voll-umfänglichen Angriff der technisch und materiell überlegenen Sy ist die Wohlstandssphäre einer schweren Prüfung unterzogen worden. Große Teile des Liberischen Territoriums wurden besetzt, während unsere Streitkräfte unter deutlichen Verlusten in die Landezone zurückgedrängt wurden. Dabei gingen etliche zivile Einrichtungen verloren und die Infrastruktur nahm beträchtlichen Schaden. Zum Ende des Zyklus’ verschwanden die Sy ebenso plötzlich, wie sie gekommen sind. Damit wurde die schrittweise Rückeroberung der verlorenen Gebiete möglich, die beim Zyklusende schon weit fortgeschritten ist. Ein auf Prime gelandeter Hidden hat sich bislang vom Liberischen Territorium ferngehalten.

Die Aktivitäten im Einzelnen:

Hexer: Aufgrund der massiven Fehleinschätzung der militärischen Lage wurde Hexer ersetzt. Die vergangene Kalenderperiode war von schweren Abwehrkämpfen gegen die Sy gekennzeichnet. Trotz Aufbringung aller Kräfte konnte den Invasoren keine effektive Verteidigung entgegengesetzt werden. Erst die mit dem Abzug der Sy einhergehende Entspannung der Lage ermöglichte es, die Verteidigungsdoktrin zu überarbeiten und mit dem Wiederaufbau der verlorenen Einheiten zu beginnen. Da jedoch der Forschungsstand noch immer nicht den offenbar gewordenen Anforderungen der Kriegsführung genügt, wird sich diese Aufgabe über eine noch nicht absehbare Zeit hinziehen.

Sprecher: Der Überfall der Sy hat ein Defensivbündnis mit den pl3f aktiviert. Hierdurch wurde ein reger Austausch zu allen strategischen und taktischen Fragen initiiert, der seitdem in bestem Einvernehmen und mit großem Vertrauen unter den Gesprächspartnern fortgeführt wird. Ein temporäres Durchzugsabkommen für die Grenzgebiete konnte mit dem Volk der Unnies vereinbart werden, welches aber kaum genutzt werden musste.
In den öffentlichen Medien hat der Kampf um die Deutungshoheit der Kampfhandlungen begonnen, bei denen es den PR-Verantwortlichen des Kworl deutlich misslungen ist, die verwerflichen Handlungen ihrer Militärs zu rechtfertigen. Stattdessen konnte aufgezeigt werden, wie entschlossen das Liberische Volk seinen Kampf fährt und mit welchen hinterhältigen Mitteln die Sy zu arbeiten pflegen. Daher wurde zur allgemeinen Warnung der Völker der galaktischen Gemeinschaft eine Quarantänezone für die südliche Hemisphäre von Prime erklärt.

Richter: Inter Arma Enim Silent Leges? Trotz der äußeren Bedrohung und der damit einhergehenden anfänglichen Verunsicherung der Bevölkerung wurden die rechtsstaatlichen Prinzipien nach den Lehren von Torg aufrechterhalten. Hieran ist die Überzeugung gebunden, dass es besser ist, in Freiheit zu sterben, als unter das Joch der Sy zu gelangen.

Versorger: Die mit dem Angriff einhergehenden enormen materiellen Verluste haben die Entscheidung, die Rohstoffversorgung der Wirtschaft räumlich und inhaltlich möglichst zu diversifizieren, bestätigt. Zunehmend können regenerative Quellen in Anspruch genommen werden, die die ISG-Richtlinien zur schonenden Ausbeutung der natürlichen Ressourcen egalisieren. Auch wenn diese Quellen unter großen Kosten erschlossen wurden und bislang nur einen geringen Anteil an der Grundversorgung liefern können, so werden sie sich im Verlauf künftiger Zyklen amortisieren. Ein weiterer Ausbau der Kapazitäten ist jedoch aufgrund der gegenwärtigen Bedrohung nicht möglich, da nahezu die gesamten Rohstofferträge für die Erneuerung und Erweiterung des Verteidigungspotentials Verwendung finden.

Regulator: Mit der Rahmenrichtlinie für den Ersatz von Ratsmitgliedern wurde trotz der äußeren Bedrohung ein Eckpunkt der Liberischen Verfassung installiert mit dem auch in Zukunft schnell und zielorientiert auf die personellen Anforderungen der Leitung der Wohlstandssphäre reagiert werden kann. Die Umsetzung in diesen schwierigen Zeiten zeigt einmal mehr die Effizienz des Liberischen Verwaltungssystems an, welches seit je her die Qualifikation vor die Person stellt.

Ausfertigung des Tätigkeitsberichts durch:

Sprecher,

Mitglied des Exekutivrates und offizieller Repräsentant der Liberischen Wohlstandssphäre

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Die Geschichte von Torg (7)
Der laute Knall ließ Torg hochschrecken. Als er die Augen aufriß sah er durch den dichten Qualm erstmal gar nichts, dann wurden im Schein der roten Notbeleuchtung erste Umrisse sichtbar und auch der nervige Warnton drang nun langsam zu ihm durch. Was war nur passiert? Seine Hände und Füße waren zusammengekettet und alles tat ihm weh, aber immerhin war er im Gegensatz zu den zwei neben ihm am Boden liegenden Gestalten bei Bewußtsein. Die beiden hatten Schutzwesten an und Helme auf und mit dem stärker werdenden Licht erkannte er auch das Innere des Snake-Schützenpanzers immer besser, der offenbar von irgendetwas schwer getroffen wurde, denn die Heckluke war halb aufgerissen und heller Flammenschein drang von aussen.. In diesem Moment zuckte Torg zusammen. Richtig. Die Wächter, der Transport! Er musste raus hier und zwar schnell. Schlüssel, irgendwo mussten doch Schlüssel zu seinen Fesseln sein. Tatsächlich hatte der eine Soldat ein Bund in der Hosentasche. Der erste passte nicht, verdammt, der zweite auch ni.. doch, es klappte. Die Handschellen fielen zu Boden und auch die Füße waren sofort wieder frei.

Mit einem Sprung war Torg an der Heckluke und schaute hinaus in die Nacht. Er war mitten auf einem großen Platz oder vielmehr in einem Kreisverkehr. Überall lagen Trümmer und auch andere Fahrzeuge lagen zum Teil überschlagen und brenndend herum. Dahinter sah er im Dunkeln Häuser, aus denen die Fensterscheiben herausgeplatzt waren. Offensichtlich war hier etwas Großes explodiert. Schon hörte man erste Siren und mittlerweile regte sich auch wieder Leben. Einzelne Gestalten kamen aus den Fahrzeugen gekrochen und wankten umher während andere von den Seiten dazugelaufen kamen und begannen, sich um die Verletzten zu kümmern. Das musste immer noch Hallwa sein und wenn die Stadt nachts verdunkelt war, dann hieß das, dass der Krieg noch tobte und der Feind schon nahe war. Doch nun musste er erstmal weg hier. Aber in seinem Aufzug würde er sofort auffallen, und das nicht nur weil er ein pelziger Klon war, der nachts frei herumlief sondern auch wegen der zerlumpten Uniform, die er immer noch anhatte. Da kam Torg eine Idee. Er griff in eines der Staufächer unter der Sitzbank und fand dort tatsächlich mehrere Branddecken. Die schlug er sich um den Körper, schnappte sich noch die Brieftaschen der Soldaten und trat hinaus. Geduckt rannte er zu der Häuserzeile und drehte sich um. Er sah keine Verfolger aber dafür den lichterloh in Flammen stehenden Justizpalast. Das war also das Angriffsziel. Welche Ironie, dass genau der Beschuss dieses Hauses ihm die Freiheit bringen sollte.

Damit wandte er sich ab und ging in eine Seitenstraße, die sich schnell als mondäne Einkaufsmeile entpuppte. Doch war hier jetzt alles verbarrikadiert und zum Teil mit Sandsäcken gegen herumfliegende Splitter geschützt. Und je weiter er ging, desto heruntergekommener sah es allerdings aus. In Hallwa wohnten arm und reich schon immer nahe beisammen, doch vor allem in der Innenstadt war das Gefälle besonders deutlich. Verließ man die edlen repräsentativen Orte der staatlichen und wirtschaftlichen Macht, so stand man schnell in der Peripherie der heruntergekommenen Wohnbezirke. Während er langsam weiterging erkannte Torg im Halbdunkel einige Gestalten, die zwischen den Sandsack-Bergen saßen oder lagen. Hier und da glimmte eine Zigarette, während aus der Ferne Kindergeschrei zu hören war. Flüchtlinge, hier war Torg genau richtig. Entweder waren die Aufnahmelager überfüllt und die Regierung war schon nicht mehr in der Lage, der Massen Herr zu werden, oder diese Menschen hatten keine Lust, sich irgendwo zu ihrem eigenen Wohl und Schutz einsperren zu lassen. So oder so, hier würde sich wohl niemand um Torg kümmern, hier könnte man sicher gut untertauchen. Mit diesem Gedanken setzte er sich an einer ruhigen Stelle zwischen die Treppe eine Hauseingangs und einem großen Berg Bauschutt, zog sich die Decke über den Kopf und schlief schnell ein.

“Hey, Du da! Was machst Du hier?” Torg zucke hoch. Es war schon hell. Vor ihm stand ein Bauarbeiter mit Helm und großen Stiefeln, mit dem er Torg in die Seite trat. Torg stand sofort auf, sorgfältg darauf achtend, dass ihm ja nicht die Decke vom Kopf rutschte, und machte sich davon. “Ja, genau, sieh zu, dass Du abhaust, das ist hier kein Abdachlosenasyl!”

Die Straße war ziemlich voll. Überall liefen Menschen herum, auf der Straße staute sich der Verkehr und auch die Polizei war jetzt am Tage deutlich präesent. Wo sollte er nur hin. An einer Metrostation hielt Torg an und studierte den Stadtplan. Hallwa war ja noch größer, als er gedacht hatte. Und überall diese Menschen. Das Beste wäre wohl, wenn er erstmal klären würde, wo und wie er was zu essen bekommt. Also ging er weiter, bis er in einer ruhigen Straße einen Moment für sich hatte, und schaute in die Brieftaschen. Geld war immerhin drin, nicht sehr viel aber für einige Tage würde es wohl reichen. Dazu ein Haufen Karten von diversen Banken, leider ohne Nummern, Mitgliedsausweise vom Solarium, dem Fitnessclub, Automobilclub, und eine Tele-Karte für Armeeangehörige. Wenn das kein Fund war! Mit diesen Karte konnten Offiziere und Unteroffiziere nicht nur umsonst die Bildtelefone der öffentlichen Terminals nutzen sondern sich auch die Armee-internen Lageinformationen darstellen lassen. Natürlich spiegelten die nicht die wahre Situation wider, aber für einen Überblick würde es reichen.

Also machte er sich wieder auf. Zuerst holte er sich bei einem kleinen Gemüsehändler etwas Obst zum Frühstück. Dieser schaute ihn zwar leicht verdutzt an, machte sich dann aber auch keine Gedanken mehr, da sich dieser Tage eine Menge seltsamer Typen in der Stadt befanden. Mit vollem Magen suchte er sich das nächste Tele-Terminal. Als er die Karte einschob betete er, dass keine PIN einzugeben ware. Und er hatte Glück, scheinbar wollte die Armee ihren Mitgliedern keine Ausreden wie vergessene PINs oder Passwörter ermöglichen. Und welchen Mißbrauch könnte man schon betreiben, wenn die Karte doch völlig personalisiert war. An wirklich sensible Daten kam man damit nicht ran und wer würde schon in Zeiten der biometrischen Datenerhebung Bildtelefone mit einer geklauten Tele-Karte nutzen. Aber telefonieren wollte Torg ja nicht, daher hielt er gleich beim Betreten der Kabine erstmal die Kamera zu.

Was er auf dem Bildschirm sah ließ Torg erschaudern. Die imperialen Kais standen tatsächlich schon kurz vor Hallwa, während sich Teile des Drullischen Militärs abgespalten und eine eigene Regierung im Osten gebildet hatten. Außerdem wurde eine große Überraschung angekündigt, die den Krieg bald beenden und den Sieg bringen würde. Was nach billiger Durchhaltepropaganda klang erinnerte Torg stark an die Auslassungen des Vertreters dieser ordnungsliebenden Strippenzieher im Hintergrund. Wenn das den Krieg wirklich beenden sollte, dann musste er ganz schnell handeln. Und er hatte auch schon eine Idee, wie.

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Tätigkeitsbericht Z107 – Nachtrag
Im vergangenen Zyklus konnten bei der Restauration der Wohlstandssphäre große Fortschritte erzielt werden. Die Wirtschaft hat zu ihrer alten Leistungsfähigkeit zurückgefunden und die Verteidigungsfähigkeit wurde deutlich gesteigert. Angesichts der nach wie vor latenten Bedrohung durch die Sy unterliegen die einzelnen Maßnahmen einer Informationssperre, doch kann davon ausgegangen werden, dass der eingeschlagene Weg die Sicherstellung der Unabhängigkeit und der territorialen Integrität des liberischen Staates zum Ziel hat. Der Exekutivrat wird alle notwendigen Mittel ergreifen, um dieses große Vorhaben zu realisieren.

Die Aktivitäten im Einzelnen:

Hexer: Nach der Erneuerung der Infrastruktur ist es den Streitkräften nun möglich, sich mit allen Mitteln auf die Wiedererlangung der vollen Verteidigungsbereitschaft zu konzentrieren. Die verdächtige Abwesenheit feindlicher Kräfte gemahnt uns dabei zu besonderer Vorsicht, zumal Kworls Truppen Angriffe mit erstaunlicher Geschwindigkeit ausführen und ebenso schnell wieder abziehen können. Unsere neue Verteidigungsdoktrin trägt dem bereits Rechnung doch unterliegen die Details der strengsten Geheimhaltung.

Sprecher: Im Verlaufe des Zyklus’ sind die Aktivitäten zur Aufklärung und Information der galaktischen Nachbarn weitergeführt worden. Dabei konnte festgestellt werden, dass die überwiegende Zahl der chromonisch-stämmigen Völker unsere Überzeugung von der Rechtmäßigkeit der liberischen Ansprüche auf ein friedliches Leben in Freiheit und ausreichender Ressourcensicherheit teilt. Dies ist ein Ansporn, in unseren Bemühungen nicht nachzulassen. Zudem konnten einige erfolgversprechende Gespräche geführte, die den Beitritt weiterer Völker zum Neu-Chromonischen Bund zum Gegenstand hatten. Diese Entwicklung steht noch an ihrem Anfang, doch gibt es hier ausreichend Grund für gehobenen Optimismus.

Richter: Im Berichtszeitraum sind dem Justiz-Direktorat keine Streitfälle vorgelegt worde. Interne Untersuchungen, die eine Klärung der Frage zum Ziel hatten, ob die Gesellschaft der Wohlstandssphäre infolge der kriegsbedingten Militarisierung Defizite in den Bereichen der Rechtspflege, -sprechung und Sicherung der Grundrechte auszubilden beginnt, konnten mit dem beruhigenden Ergebnis abgeschlossen werden, dass die uns von Torg gegebenen Werte in keiner Weise durch die Restriktionen der Kriegswirtschaft beeinflusst werden.

Versorger: In Anbetracht des Umfangs der durch die Erfordernisse der Rüstung verplanten und verausgabten Grundstoffe mussten die Investitionen in den zivilen Sektoren der Wirtschaft deutlich reduziert werden. Da mit dem Abschluss des Prozesses der Rohstofferschließung und Anlagenerneuerung ein Höchststand der Rohstoffbereitstellung erlangt wurde, konnten entsprechend bedeutsame Mengen in die Weiterverarbeitung in den Rüstungbetrieben gegeben werden. Mit der Priorisierung der sicherheitsrelevanten Wirtschaftssektoren bei der Dislozierung der im Berichtszeitraum vereinnahmten Naturalien schloß sich eine Erweiterung der Forschungskapazitäten praktisch aus.

Regulator: Die erfolgreiche Koordinierung der gesamtgesellschaftlichen Anstrengungen, die uns zum Sieg über die Kworl führen werden, hat ein bedeutend hohes Maß an Effizienz und Entschlossenheit im Liberischen Volk mobilisiert. Auch wenn die größten Prüfungen noch ausstehen mögen, so ist die allgemeine Zuversicht auf ein Niveau gestiegen, bei dem das unerschrockene Voranschreiten zur obersten Maxime eines jeden Liberiers geworden ist. Damit wird erneuet eine Deckungsgleicheit der administrativen und der populären Interessen demonstriert.

Ausfertigung des Tätigkeitsberichts durch:

Sprecher,

Mitglied des Exekutivrates und offizieller Repräsentant der Liberischen Wohlstandssphäre

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Die Geschichte von Torg (8)
Vergnügt summte Elgor vor sich hin. ’Was für eine Party’ dachte er bei sich und schüttelte kurz grinsend den Kopf, als er die Treppe seines Hauses hochwankte. Und ihn hatte noch nicht mal die Polizei angehalten, so schief wie er gefahren war. Ach was, die haben heute bestimmt auch gefeiert! Noch einmal musste er grinsen. Aber dieses Schlüsselloch wollte ihn offenbar ärgern. Irgendwie ging da dieser blöde Schlüssel nicht rein.. Als es dann doch klappte und er zur Tür hinein trat wehte ihm ein kalter Luftzug entgegen. Am gegenüberliegenden Ende des großen Wohnraums flatterte nervös der Vorhang vor der zerbrochenen Glastür zur Terrasse und ihm mit war auch die gute Laune wie weggeblasen.

"So ein verdammter Mist! Warum müssen diese Idioten ausgerechnet zu mir kommen!?"

Damit schmiss er entnervt die Haustür zu und tastete in Richtung des Lichtschalters.

"Das Licht bleibt aus!" Die Stimme ließ Elgor versteinern. Er starrte in den Raum. Da, tatsächlich saß da jemand auf dem Sessel. Eine dunkle Gestalt, aber trotz der offenen Vorhänge so schwer zu erkennen, dass man es auch nur für eine Einbildung halten konnte. Instinktiv machte Elgor einen Schritt zurück und wendete sich langsam wieder in Richtung der Tür.

"Hiergeblieben!"

Doch keine Einbildung.

"Wer, Wa Was wollen Sie von mir? Hören Sie, ich habe Geld im Haus, es gibt also keinen Grund warum Sie mich.."

"Sind Sie Dr. van Brant?"

"Äh, ja?"

"Dr. Elgor van Brant?"

"Nun sagen Sie doch endlich was Sie.."

"Sie waren von ’68 bis ’74 Leiter der Klonforschungsanstalt in Genthar!"

"Das, äh, das kann ich nicht.., das unterliegt der Geheimhaltung und das werde ich auch sicher nicht mit Ihnen besprechen. Ich werde jetzt die Polizei rufen und wenn Sie nicht in 2 Minuten verschwun.."

"Das sehe ich etwas anders. Die Gestalt auf dem Sessel hob einen langen Gegenstand neben dem Sessel auf und zeigte damit in Richtung Elgor."

"Wow, Moment, Sie haben gewonnen, wir können über alles reden. Ja, ich bin der den Sie suchen. Also was wollen Sie?"

"Ihre fachliche Meinung." Torg beugte sich vor zum kleinen Beistelltisch und dimmte mit der darauf liegenden Fernbedienung langsam den seitlichen Deckenfluter hoch. Ebenso langsam wurde er nun sichtbar. Der lange Mantel und der Kapuzenpulli hätten ihn schon besonders schaurig aussehen lassen, aber das Stoner-Gewehr in den pelzigen Händen ließen Elgor erst recht erschaudern.

"Sie sind ein Klon?"

"Ich sehe schon, Sie verstehen was von Ihrem Fach. Also setzen Sie sich." Er deutete auf den Sessel schräg vor ihm.

"Nur wenn Sie das Gewehr etwas zur Seite nehmen."

"Bitteschön und jetzt setzen Sie sich! Ich habe etwas mit Ihnen zu besprechen. Das Thema lautet ’Neurotechnische Aufwertung von Neubürgern’. Ich weiß von Ihren Experimenten. Während Sie den Abend über den Staatsekretär des Forschungsministers angegraben haben, konnte ich die Gelegenheit nutzen und mir einen Überblick über Ihre Entwicklungen verschaffen. Ich war sehr erstaunt, zu sehen, dass Sie bereits einige fertige Lösungen für die Fragen haben, die ich Ihnen eigentlich erst stellen wollte."

Der Dr. lief rot an. "Sie waren an meinem Computer, was fällt Ihnen ein?"

"Beruhigen Sie sich. Ich will die Substanz! Können Sie sie für mich herstellen?"

"Was, nein, das geht nicht!"

"Achja?" Torg zog seine buschigen Augenbrauen zusammen und hob wieder das Gewehr.

"Neinein, Sie verstehen das nicht! Natürlich kann man die Gehirne der Klone kurzzeitig mit Neurotransmittern überschwemmen und beeindruckende Resultate erzeugen, aber die Gehirne brennen irgendwann plötzlich aus. Das ist als würde man einen Chip übertakten. Zuerst gibt es Mangelversorgungen der Zellen, dann degenerieren die Synapsen und in dem Moment, wo der Gesamt-Anregungszustand unter ein kritisches Maß fällt, sinkt der Transmitterpegel ins bodenlose. Die überreizten Zellen fallen förmlich ins Koma, jede einzelne. Wenn der Zerfall beginnt tritt binnen Minuten der Hirntot ein. Keines unserer Versuchsobjekte hat die Aufwertung länger als 5 Wochen überlebt.. also, äh, ich meine die Klone, dass heißt die Neubürger.."

"Ich weiß, was sie getan haben, und wie schwerwiegend ich das finde, hängt ganz maßgeblich von Ihrem Entgegenkommen ab. Doch zurück zu Ihrer Erfindung. Warum haben sie nicht die Dosis verringert und so die Anpassung verbessert?"

Elgor begann, mit den Armen herumzufuchteln. "So einfach ist das nicht. Mit der Transmittermenge wächst die Rezeptorenzahl und die Wirkung lässt nach. Ist das Gehirn erstmal aus der Balance geworfen sinkt das Transmitter/Rezeptoren-Verhältnis zwangsläufig unter den Ausgangswert und der Betroffene wird apathisch. Man muss ständig die Dosis erhöhen. Das Zeug wirkt schlimmer als jede Droge! Hat man damit erstmal begonnen gibt’s kein Zurück mehr und das Ende ist vorgezeichnet. Nach all den Jahren konnten wir dafür keine Lösung finden. Letztendlich war das verschwendete Zeit, meine Forschung endete in einer Sackgasse."

"Aber es funktioniert für ein paar Wochen, richtig?"

"Das ist Selbstmord!"

"Funktioniert es?"

"Hmm, ja, das muss halt jeder selbst wissen."

"Nächste Frage, wenn Sie ein funktionierendes Gen-Schema für die kognitive Aufwertung bekämen, könnten Sie eine entsprechende Therapie für lebende Klone entwickeln, die nur die Hirnstrukturen betrifft, so dass der Empfänger am Ende ähnliche Leistungen erzielt, wie der Spender?"

"Aber so ein Schema gibt es nicht."

"Doch, meins."

"Und Sie wollen Lebendgewebe transformieren?"

"Ja."

"Also theoretisch ginge das schon, aber wer soll das bezahlen? Der Patient müsste über Monate fixiert, am besten in Stasis gehalten werden und am Ende wären große Teile seines Gedächtnisses nur noch ein ferner Schatten. Der Resozialisierungs-Aufwand wäre enorm und mal im Ernst, niemand würde das Euch Klonen zugestehen. Ich ahne doch, warum Sie mir diese Fragen stellen und ich kann Ihnen sagen, Sie werden auf Chromos keinen Ort finden, wo Sie dieses Vorhaben realisieren können."

"Ist das so? Der Krieg ist doch vorbei, warum sollte man sich da nicht der alten Neubürger-Veteranen annehmen?"

"Euch helfen? Das ist nicht Ihr Ernst!" Die Miene des Doktors verfinsterte sich. "Ihr habt doch bislang nur Ärger gebracht. Seitdem Titan-Net Euch geschaffen hat, haben die Klone nur Kosten verursacht. Und jetzt soll ich dabei helfen, dass Eure verkorksten Gene in die Gesellschaft integriert werden? Vielleicht noch das Fortpflanzungsverbot aufgehoben wird? Damit Ihr auf ewig diesen Planeten.."

"Vorsicht, Doktorchen. Ich bin immer noch der mit der Waffe." Torg musste sich ausgiebig räuspern.

"Ja, Sie haben die Waffe. Dann schießen Sie doch! Das würde Ihnen auch nicht helfen. Niemand wird Ihnen helfen. Ich nicht, die Regierung nicht und die Kais schon gar nicht. Die halten ja selbst uns für Dreck. Glauben Sie, diese Leute von der ISG werden sich um Sie kümmern? Die haben einen Vertrag mit uns abgeschlossen, der es ihnen verbietet, sich in innere Angelegenheiten einzumischen."

Torg wendete den Blick ab und schaute hinaus in die Nacht. "Ihr Drulls seid schon faszinierend. Gestern wart ihr noch am Abgrund und musstet befürchten, dass Euch Imperator Vasius komplett auslöscht. Heute habt Ihr nur durch einen glücklichen Zufall Frieden schließen können. Hat Euch das geläutert? Nein. Gleich darauf seid ihr von einer Interstellaren Raumfahrergilde besucht worden, die Euch beobachten und alle Eure Schandtaten im Universum verbreiten wird. Trotzdem lernt Ihr nichts dazu und bleibt die Egoisten, die ihr immer wart. Darum kann man wohl keine Hoffnung haben, mit Euch jemals friedlich auskommen zu können. Aber die Zeit lasst ihr uns ja eh nicht.. und darum müssen wir nun für unser Glück selbst sorgen."

"Na dann viel Erfolg dabei." Spöttisch zog Elgor die Mundwinkel nach oben.

"Aber Sie werden mir doch dabei helfen, nicht wahr?."

"Pah, warum sollte ich das tun?"

"Weil ich der letzte der Q-Serie bin. Ich habe das vorhin an ihrem Computer gescheckt. Und leider hat Ihr Computer dabei auch auf Datenbanken zugegriffen, die nicht für Ihre Augen gedacht sind. Daher wissen Sie mehr, als gut für Sie ist. Oder Ihre Freunde. Oder generell alle, mit denen Sie dieses Wissen teilen könnten. Sie ahnen doch sicher, mit wem Sie es jetzt zu tun bekommen werden. Also entweder kommen Sie mit und helfen mir oder Sie bleiben und warten auf Ihr Schicksal."

Elgor schloss seine Augen. Der Abend hatte doch so gut angefangen.

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Offizielle Ansprache zum Jahrestag der Befreiung
Liberier, Landsleute, Freunde,

in diesen Tagen jährt sich unsere Ankunft im ISG-Universum zum ersten Mal. Dies ist ein Grund zurückzuschauen und uns der großen Aufgaben gewahr zu werden, die noch vor uns liegen. Gerade ein Jahr trennt uns von unserem Neuanfang in dieser seltsamen Welt, die doch so anders ist, als die, die wir verließen. Leider wissen wir nach wie vor nur sehr wenig über Chromos und die Beschwernisse, die unser Volk dort zu erdulden hatte. Aber wir wissen, was wir denen schuldig sind, die uns unsere Freiheit erkämpft haben. Und voller Stolz und mit großer Dankbarkeit erinnern wir uns an Torg und die 200, die für uns das größte Opfer gebracht haben. Ihrem Vorbild nacheifernd werden wir nicht müde werden, auch weiter für den Aufbau der Wohlstandssphäre zu streiten, auf dass unser Volk in Sicherheit und Freiheit leben kann.

Bei der Landung im ISG-kontrollierten Raum hatten wir buchstäblich, nicht einmal unserer Erinnerungen, aber durch harte Arbeit und noch härtere Kämpfe haben wir erst die Quarantänezeit auf dem NSP überstanden und uns danach erfolgreich auf Prime eine neue Heimstätte geschaffen. Dem kargen Boden haben wir die erste Ernte abgerungen, haben Unterkünfte und Produktionsstätten geschaffen und mussten uns eines schändlichen Überfalls durch ein benachbartes Insektenvolk erwehren. Aber wir haben durchgehalten und wenn wir nun zu Beginn von Zyklus 109 n.Z. die Waffen ergreifen, um mit einer Landung in der Höhle des Löwen unsere Unabhängigkeit zu erringen, dann wissen wir, dass wir damit den Wunsch von Torg erfüllen, auf dass wir nie wieder unser Haupt beugen und uns in die Gefahr begeben müssen, erneut die Sklaven anderer zu werden. Diesem edlen Ziel haben wir uns alle verschrieben und jeder Arbeiter, jeder Soldat und jedes Mitglied der Administration wird nicht eher ruhen, bis es erreicht ist.

Regulator

Mitglied und Vorsitzender des Liberischen Exekutivrates

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Tätigkeitsbericht Z108 – Nachtrag
Nach Ablauf der Geheimhaltungspflicht bestätigt der Exekutivrat, dass seit dem letzten Überfall auf das Staatsgebiet der Wohlstandssphäre alles Mögliche unternommen wurde, um die Wiederholung eines solchen Vorgangs in Zukunft zu unterbinden. Dafür wurden immense materielle Ressourcen mobilisiert und logistische Herausforderungen bewältigt, was schlussendlich in der Bereitstellung einer Landungsstreitmacht mündete. Mit diesen Truppenkontingenten wird es der Wohlstandssphäre möglich sein, ein Bollwerk der Freiheit auf dem benachbarten Kontinent der Sy zu errichten und damit ein Faustpfand zu gewinnen, mit dem diesem Volk umfangreiche Sicherheitszugeständnisse abgetrotzt werden können.

Die Aktivitäten im Einzelnen:

Hexer: Die Ausbildung der neuen Truppenkontingente ist gut vorangeschritten, so dass nun eine ausreichende Heeresmacht versammelt ist, um das Wagnis einer Anlandung einzugehen. Mit der Verlegung der Flotte in die Meerenge von Karras steht eine ausreichende Bedeckung für die bevorstehende Landungsoperation zur Verfügung. Der gesamte Truppenaufmarsch und die Dislozierung der Luftstreitkräfte in den zugewiesenen Bereitstellungsräumen verlief insgesamt reibungslos und vom Feind unbemerkt. Mit dem Abschluss der letzten Runde konnte ein überraschender Schlag auf die feindliche Aufklärung ausgeführt werden, so dass dem Zentralgehirn der Sy ab jetzt nur noch spärliche Lageinformationen zukommen werden.

Sprecher: Die Koordination mit unserem planetaren Verbündeten gestaltet sich derzeit aufgrund der Natur dieser für alle Beteiligten neuen Aktivitäten noch etwas schwierig. Innovative Kommunikationswege müssen bald gefunden werden, damit die Abstimmung unser Aktionen ein Maximum an Effizienz erreichen kann.
Auf galaktischer Ebene sind mit den X und den Andosianern bedeutende Abkommen zur Festigung und zum Ausbau der multilateralen Beziehungen geschlossen worden, die im Eintritt dieser beiden Chromonischen Völker in den Neu-Chromonischen Bund gipfelten. Damit ist der NCB zum Machtfaktor geworden, der nun überall im Universum bekannt und geachtet ist.

Richter: Im betrachteten Zeitraum mussten keine internen oder externen Streitfälle geschlichtet, Gutachten erstellt oder administrative Interventionen ausgeführt werden. Die Wohlstandssphäre ist in ihren freiheitlichen und basisdemokratischen Grundsätzen gefestigt und wird durch den Exekutivrat im Sinne von Torg geführt.

Versorger: Im Zuge der Vorbereitungen für den neuen Feldzug sind alle Aktivitäten zum Ausbau und zur Instandhaltung der Infrastruktur zurückgesetzt oder eingestellt worden. Dies geschah aufgrund eines knappen Mehrheitsentscheids innerhalb des Exekutivrates, der damit die Handlungsrichtlinien für die nächsten Zyklen vorgibt. Alle freien Ressourcen werden somit für die Aufgabe des Brückenschlags und die Bereitstellung weiterer Waffensysteme gebündelt. Die laufenden Forschungsprogramme werden vom Rat als prioritär eingestuft sind von dieser Neujustierung nicht betroffen.

Regulator: Die Entscheidung, den Krieg mit den Sy wieder aufleben zu lassen, ist dem Rat nicht leicht gefallen. Neuere Lagebeurteilungen und Auswertungen der Kommunikation mit diesem seltsamen Volk haben uns zu dem Schluss kommen lassen, dass es möglicherweise nicht so niederträchtig ist, wie es zum Beginn ihres schrecklichen Einfalls in unsere Sphäre den Anschein machte, und seine Handlungen lediglich von einem inhärenten Überlegenheitsgefühl herrühren, welches seine Empathie für die Belange seiner Nachbarn dämpft. Im Rat herrscht Übereinstimmung, dass weitere Kommunikationsversuche unternommen werden sollten, um hier neue Möglichkeiten der Koexistenz zu eröffnen. Dennoch kann nach wie vor nicht ausgeschlossen werden, dass sich die Sy einer vertraglichen Bindung verweigern oder sie in einem ungünstigen Moment ignorieren, wenn sie sich gelangweilt fühlen. Daher wurde die Entscheidung getroffen, mit einer Besetzung des Gebietes um die Stadt Karras ein Exempel unserer Kampfkraft zu liefern, die den Völkern von Prime unsere Gleichrangigkeit demonstrieren und die Sy in Zukunft von unbedachten Einfällen in das Gebiet der Wohlstandssphäre abhalten wird.

Ausfertigung des Tätigkeitsberichts durch:

Sprecher,

Mitglied des Exekutivrates und offizieller Repräsentant der Liberischen Wohlstandssphäre

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Die Geschichte von Torg (9)
“Krzzz… Wir haben das Ministerium erreicht und sind bereit! Geht’s los?.. Krrzzz.“

Torg zuckte zusammen. Jetzt war er da, der entscheidende Moment. Noch einen Schritt weiter und es gab kein zurück mehr. Oder war die rote Linie schon längst überschritten? Nein, jetzt nur keine Zweifel! Dafür war’s schon lange zu spät. Spätestens seit seiner Flucht aus den Fängen des Sicherheitsdienstes war ihm die Rückkehr in die Gesellschaft verwehrt, jetzt ging es nur noch ums Überleben. Aber musste er wirklich seine Leute da mit reinziehen? Vielleicht hätte man ja doch an die Öffentlichkeit gehen können und dann… aber nein, diese selbsternannten Wächter des Drulltums ließen ihnen keinen andere Wahl. Auch für alle anderen Klone ging es jetzt ums schiere Überleben. Und nun hatten sie endlich eine Chance, die sie unbedingt nutzen mussten.

Wer hätte vor drei Wochen schon geglaubt, dass sie überhaupt so weit kommen könnten. Damals hatte sich Torg diesen Dr. van Brant geschnappt und in eine der verlassenen Klon-Ausbringungsanlagen gebracht. Es war erstaunlich, wie schnell man da jetzt reinkam, nachdem der letzte Klon ausgebrütet war. Das Militär hatte besseres zu tun, als sich um die Bewachung dieser nun recht unwichtigen Areale zu kümmern, so dass man nur am Wachschutz vorbei musste. Binnen zweier Nächte hatte van Brant seinen Neurotransmitter-Cocktail synthetisiert und in drei weiteren genug davon in handliche Retard-Kaspeln verpackt, dass man damit hunderte Klone über Wochen aufwerten konnte. Säckeweise schleppten sie die Medikamente aus der Anlage während die Leute vom Wachschutz gelangweilt in ihrem Bereitschaftsraum saßen und sich die neuesten Spiele für ihre mobilen Kommunikatoren aus dem Infonetz zogen.

Schwieriger war es dagegen, die anderen Klone zu erreichen. Mit dem Friedensschluss waren die Neubürger entwaffnet, aus der Armee in den Ruhestand entlassen und zusammen mit den von den Kais wieder freigegebenen Kriegsgefangenen in “Rehabiliations-Einrichtungen“ überführt worden. Offiziell sollten die Neubürger von ihren schrecklichen Kriegs-Traumata geheilt und für eine bessere Integration in die Gesellschaft in handwerklichen Berufen geschult werden. Es fiel aber sofort auf, dass diese “Rehabilitations-Einrichtungen“ zwar medizinische Stationen besaßen, in denen auch die physischen Kriegsverletzungen kuriert wurden, es aber weiterhin keinerlei psychologische Betreuung gab. Auch mit der handwerklichen Ausbildung war es nicht sehr weit her. Den ganzen Tag saßen die Klone in ihren Baracken und waren sich selbst überlassen. Sie bekamen keine Aufgaben und keine Aufmerksamkeit. Fast schien es so, als bestünde der einzige Zweck der “Rehabilitation“ darin, sie alle auf einem Haufen und unter strenger Kontrolle zu halten. Es war jedoch das friedliche und fügsame Wesen der Klone, welches dafür sorgte, dass die Überwachung schnell recht lax gehandhabt wurde. Viele Drullische Soldaten hatten sich nach dem Krieg schon auf die Heimkehr zu ihren Familien gefreut und waren nun, da sie plötzlich auf diese Herde harmloser Klone aufpassen sollten, mit ihren Gedanken meist ganz woanders.

So gelang es Torg, sich nachts in die Lager zu schleichen und Kontakt zu ihnen aufzubauen. Das wiederum war gar nicht so einfach, denn die anderen hatten zwar intuitiv ein großes Vertrauen zu ihm, konnten aber seine Gedanken kaum nachvollziehen. Es dauerte ewig, ihnen die Bedrohlichkeit ihrer Lage verständlich zu machen. Auch seinen Plan, wie sie sich alle die Freiheit verschaffen könnten, verstanden nur die wenigsten. Am Ende waren es vor allem die alten, die sich ihm anvertrauten. Diese hatten in den zwei Jahrzehnten, die sie unter Drulls lebten, gelernt, dass sie sich nur auf ihresgleichen verlassen konnten. Und so nahmen die ersten, wohl wissend dass sie sich auf eine sehr kurze Einbahnstrasse begaben, die Wunderpillen des Dr. van Brant. Die Wirkung war erstaunlich. Binnen Minuten begannen sie, sich zu verändern. Schnell verstanden sie, was Torg vorhatte, was ihn antrieb und was jetzt zu tun war. In einer großen Aussprache wählten sie Torg zu ihrem Anführer und gemeinsam planten sie, wie sie ihren Ausbruch bewerkstelligen könnten.

Und so kam es, dass Torg in allen 3 Lagern auf Worb seine Anhänger um sich scharte. Insgesamt waren es etwa zweihundert, die die Tabletten nahmen. Zweihundert, in deren Händen das Schicksal der verbliebenen 17.000 Klone lag. Zweihundert, die mit Torg in den Kampf für die Freiheit zogen. Und da das noch nicht schwierig genug war hatten die Verschworenen zum vierten Lager, das auf Skom lag, überhaupt keinen Kontakt. Und das wurde zum Problem, denn wenn sich die Klone erheben wollten, dann mussten es alle tun. Niemand durfte in der Gewalt der Drulls zurückgelassen werden. Darum sandte Torg einen Vertreter nach Skom. Dessen Name war Mazek und seine Aufgabe sollte es sein, den dortigen Ausbruch zu organisieren und die befreiten Klone zum verabredeten Zeitpunkt nach Hallwa zu führen. Fünf weitere Männer gingen mit ihm.

Seit Tagen hatte Torg nichts mehr von ihnen gehört. Er schaute nervös durch das Nachtsichtgerät seines Kommandofahrzeugs. Vor ihm lag nun also Hallwa. Aus den nächtlichen Bodennebeln erhob sich am Horizont diese riesige und seit Kriegsende auch wieder hell erleuchtete Stadt. So weit waren sie gekommen. Sie hatten ihre Wächter überrumpelt, sich in den örtlichen Depots und Polizeiwachen Waffen und Fahrzeuge besorgt und waren aus den Lagern in 3 Konvois hierher gefahren. Jetzt standen sie alle vor den Toren der Stadt.

“krrzzz.. Brak an Torg, wir sind bereit! Legen wir jetzt los?“

“Torg an Vorauskommando. Brak, mein Freund, ich wünsche Euch viel Erfolg!“

Nein, ein Zurück gab es jetzt wirklich nicht mehr. In der Kolonne heulten die Motoren auf.

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Tätigkeitsbericht Z109 – Nachtrag
Die gesamte Wohlstandssphäre steht unter dem Einfluss der schweren Kämpfe, die in der Landungszone ausgebrochen sind. Eine schnelle Reaktion der Sy unter Kworl verhinderte, dass der Brückenkopf weiträumig entfaltet und ein starkes Sicherungssystem eingerichtet werden konnte. Die in der Folge ausbrechende Schlacht band im gesamten Zyklus die Ressourcen des liberischen Staates und machte eine Fokussierung aller Kapazitäten auf die Geschehnisse in der Landungszone notwendig. Dies führte zwangsläufig zu einer Vernachlässigung nachrangiger Infrastruktur-Projekte.

Die Aktivitäten im Einzelnen:

Hexer: Die Landung auf dem Nachbarkontinent war bislang ein voller Erfolg. Unsere weitreichenden Flak-Einheiten konnten den Sy empfindliche Verluste beibringen, doch hat sich der Widerstand im Verlauf von Z109 merklich verhärtet. Dem Gegner stehen dafür zwei Schwärme zur Verfügung, wobei sich die schweren Luftkampfschiffe als sehr robuste Einheiten zur Kontrolle des Raums erwiesen haben. Ein erster großangelegter Gegenangriff konnte abgewehrt werden. Dabei wurde uns auch die Gefährlichkeit der Sy-Infanterie schmerzlich bewusst. Frisch nachgeführten schweren Einheiten gelang es schließlich, eine feste Linie zu bilden, die nun langsam unter Konstruktion weitreichender Bunkeranlagen vorwärts verschoben wird. Zum Zyklusende zog sich der Gegner ein Stück weit zurück. Ob dies nur eine Täuschung oder vielleicht der Beginn eines umfassenden Rückzugs ist, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht abschließend beurteilt werden.

Sprecher: Der Beginn der Kampfhandlungen brachte unerwartete Herausforderungen für die Außenkommunikations-Abteilung der Wohlstandssphäre mit sich. Ein technischer Fehler in der Planeten-Kontrollmatrix der ISG verursachte eine Instabilität in den Sockelkomponenten von drei Verteidigungstürmen in der Nähe des Kampfgebiets. Dadurch versanken diese in den Fluten und standen für den Schutz des Heimatkontinents nicht mehr zur Verfügung. Erst durch eine Intervention bei der ISG konnten dieser Fehler behoben und die verlorenen Einheiten ersetzt werden.
Weiterhin verursachte die Gefechts-Koordination mit unserem planetaren Alliierten einen bedeutenden zeitlichen Aufwand, der allerdings beiderseitig reiche Früchte trug. Die enge Kooperation und gemeinsame Auswertung der Ergebnisse der Feldaufklärung sind für die Kriegsführung von unschätzbarem Wert.

Richter: Ein Streitfall vor der ISG bewegte zu Beginn des Zyklus’ die Gemüter. Bei der Interpretation der ISG-Richtlinien zur Kampfunterstützung traten deutliche Divergenzen zutage. Während die Wohlstandsphäre den Standpunkt vertrat und auch weiterhin vertritt, dass der Krieg seit dem Überfall auf unser Hoheitsgebiet nicht unterbrochen wurde und daher die ebenfalls in die Kampfhandlungen verwickelten pl3f eine deutliche Legitimation besitzen, am aktuellen Waffengang zu partizipieren, vertrat die ISG die Auffassung, dass der Kampf in den zwei vorhergegangenen Zyklen mit zu geringer Intensität geführt wurde, als dass von einer Prolongation desselben ausgegangen werden könne, was in der Feststellung mündete, dass der Kampf zwischenzeitlich unterbrochen worden sei und damit für die Intervention von fff eine überregional geltende “Supporter-Regel“ greifen müsste. Da diese Rechtsauffassung von uns strikt zurückgewiesen wurde, die ISG jedoch am längeren Hebel saß, konnte dieses argumentative Patt erst durch eine Stellungnahme von Kworl aufgelöst werden, der sich nicht gegen die Teilnahme der pl3f sträubte. Diese Auflösung einer juristischen Streitfrage durch die Vermittlung des Kriegsgegners stellt einen faszinierenden Präzedenzfall dar.

Versorger: Die Mittel des Staates sind durch die Belange des Krieges über Gebühr belastet worden. Resultierende Mängel bei der Versorgung und der Bereitstellung von Nachschub konnten bisher nicht behoben werden. Mit den Subsidien unserer planetaren Alliierten können allerdings die gröbsten Mängel beseitigt und die Kampfhandlungen aufrecht erhalten werden. Es bleibt allerdings darauf hinzuweisen, dass ein längerer Konflikt die materiellen Grundlagen der Wohlstandssphäre übersteigen und gefährden könnte und daher in absehbarer Zeit entweder neue Ressourcen-Quellen erschlossen oder eine Einstellung der Kampfhandlungen erreicht werden muss. Trotz der Belastungen durch die Bereitstellung neuer Truppenkontingente konnte über die Meerenge von Karras innerhalb weniger Runden eine voll funktionsfähige Straßen- und Eisenbahnbrücke geschlagen und in Betrieb genommen werden. Diese logistische wie architektonische Meisterleistung demonstriert zusammen mit der sofortigen Anbindung der Kampfgebiete an das Pipeline-Netz des Heimatkontinents die enorme Leistungsbereitschaft des Liberischen Pionier-Korps. Gleiches gilt für den selbstlosen Einsatz der Konstruktions-Einheiten in der Kampfzone.

Regulator: Im Verlauf dieses schwierigen Zyklus’ sind einige bemerkenswerte Entwicklungen eingetreten. Zum Ersten konnten unsere Truppen demonstrieren, dass sie durchaus in der Lage sind, den Einheiten der Sy Paroli zu bieten. Gerade die schweren Kämpfe am Brückenkopf geben ein beredtes Zeugnis davon, dass die chromonischen Waffen gegenüber den Systemen der Nicht-Chromoner mindestens gleichwertig sind. Weiterhin konnte in Kworl während des Supporter-Disputs und bei der Absteckung des Kampfgebiets ein kooperativer Gesprächspartner gefunden werden. Dies hat zu einer deutlichen Entspannung geführt und könnte die Basis eines weitreichenden Abkommens in der Zukunft sein. Aber dies wird die Zeit zeigen. Nicht zuletzt muss auch unseren treuen planetaren Alliierten von den pl3f gedankt werden, die sich in diesem Konflikt mit einer eigenen Trägerkampfgruppe und nicht unwichtigen Materiallieferungen beteiligen.

Ausfertigung des Tätigkeitsberichts durch:

Sprecher,

Mitglied des Exekutivrates und offizieller Repräsentant der Liberischen Wohlstandssphäre

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Die Geschichte von Torg (10)
“Festhalten!!“ schallte es von unten aus dem Fahrerraum. “Verdammt, kannst Du das nicht früher..?!!“ Torg rieb sich seine schmerzende rechte Schläfe. Wer entwickelte nur diese engen Schützenpanzer-Türme. “Sag das lieber dem vor uns! Aber beruhige Dich, wir sind ja gleich da.“

Torg blickte wieder durch seine Zieloptik nach vorne. Das Polizeiauto vor ihnen raste über den Turkana-Boulevard in die Innenstadt und erhellte mit seiner Signalleuchte die Umgebung während ihr kleiner Konvoi hinterherjagte. An sich war die Idee, das Auto zu kapern, ja gar nicht schlecht, aber von der so gewonnenen Möglichkeit, im Slalom durch die Strassen zu brettern wurde Torg etwas schlecht. Ob wohl jemals ein Snake-Panzer so schnell gefahren war? Da, endlich kamen sie an der Börse vorbei. Nur noch wenige hundert Meter trennten sie vom Bankenviertel an dessen Rand.. “Rechtskurve!“.. Diesmal konnte Torg sich abstützen, aber dafür drang aus dem Laderaum erst ein dumpfes Poltern und dann mürrisches Gemurmel in Richtung des Fahrers. Wie aus dem Nichts stand plötzlich in der Straßenschlucht vor ihnen ihr eigentliches Ziel und ragte spitz in die sich langsam aufhellende Nacht, der Kentlant-Tower. Dieses Gebäude war eines der höchsten in ganz Hallwa, so hoch, dass man aufgrund des begrenzten Schwenkbereichs der Zieloptik schon gar nicht mehr die gewaltige Antenne auf dem Dach erkennen konnte. Hier hatte das drullische Staatsfernsehen, der STAG, sein Zuhause und genau hier mussten sie rein. Gerade rechtzeitig wanderte Torgs Blick wieder hinunter, um noch zu sehen, wie ihr Transporter am neben ihnen ausbremsenden Polizeiauto vorbei auf die Poller-Begrenzung des Vorplatzes zufuhr. Mit einem lauten Knall durchbrach er auch diese und kam vor dem Hauptportal zum Stehen. Torg dröhnte der Schädel.

Doch schnell hatte er sich wieder gesammelt und glitt in den Laderaum hinunter, wo sich bereits die Heckklappe öffnete. Kühle Luft und der Gestank von Abgasen empfing ihn. Aus ihrem Snake und den zwei nachfolgenden Atlas-Transportern stürmten nun an die 40 aufständische Klone in die zentrale Empfangshalle des Büroturms. Bei ihrem Anblick ließ die Handvoll Wachleute entsetzt ihre Waffen fallen und ergab sich augenblicklich.

“Ihr kümmert Euch um die da! Bringt sie in den Keller, schließt sie dort ein und startet die Generatoren, dann kommt Ihr wieder her. “ Torg drehte sich zum Rest um: “Ihr verbarrikadiert die Tür, fahrt dafür am Besten den Panzer direkt rein. Die Führungsgruppe kommt mit mir, der Rest durchkämmt das Gebäude und sammelt die Zivilisten ein. Die kommen auch in den Keller! Jenko!, ab aufs Dach mit Dir und Deinen Männern, ich brauche meine Funkverbindung. Und auf geht’s!“ Während sich Torg umdrehte und mit den Seinen zum Fahrstuhl rannte, wunderte er sich selbst über seinen Befehlston. Aber für Höflichkeiten war jetzt keine Zeit.

Im Fahrstuhl herrschte eine seltsame Atmosphäre. Von einem Moment zum nächsten war bis auf die leise dudelnde Musik wieder alles sehr still. Keiner sagte etwas, alle starrten gebannt auf die Stockwerksanzeige, die langsam hochzählte. Bei 62 blieb sie stehen. Hier begannen die zwei Etagen der Sendeleitung. Mit einem leisen Pling öffnete sich die Tür und schon hatte der dortige Wachmann ein Gewehr vor seiner Nase. Auch er zog es vor, auf Widerstand zu verzichten. Für einen Moment hielt Torg inne und schaute auf die Monitore an der Wand, die das aktuelle Fernsehprogramm zeigten. Zu sehen waren dort wackelige und unscharfe Bilder von Polizisten und Soldaten, die sich vor dem Forschungsministerium heftige Schusswechsel mit Personen in dessen Inneren lieferten. Sehr gut, dachte Torg, Brak hat es offenbar geschafft. Während die eine Hälfte der Stadt noch friedlich schlief starrte die andere gebannt auf die ungewöhnlichen Vorgänge im Forschungsministerium. Keine ahnte, dass das nur der Anfang sein sollte..

Nun lief alles wie im Zeitraffer ab. Die Sendermitarbeiter waren schnell zusammengetrieben und zu ihrer eigenen Sicherheit in den Keller verfrachtet, während auf der Senderebene ein Kommandoposten errichtet wurde. Torg war glücklich, denn der Plan hatte soweit perfekt funktioniert. Der Eingang war gesichert, die Zugänge zur Tiefgarage abgeschottet, sie hatten sich vom Energeinetz abgenabelt und die letzten verschreckten Bürohengste wurden gerade von seinen Männern in Gewahrsam genommen. Zum Glück war um die Uhrzeit hier auch wirklich noch nicht viel los. Der Sender war nun mal die einzige Firma im Tower, die einen Nachtbetrieb aufrecht erhielt.

Lächelnd schaute Torg aus dem Fenster. Die Nacht war dem Grau des Morgens gewichen aber statt einer blassen Tristesse strahlten in den Strassen unter ihm die bunten Lichter und Blitze der Alarmleuchten. Spätestens jetzt war wohl jeder Polizist der Stadt auf den Beinen. Er ging wieder in den Nebenraum, wo die provisorische Funkzentrale und die mobile MilOp-Konsole aufgebaut waren. “ Gut, dass Du kommst, wir haben die Verbindung nach Espe.“

Elektrisiert sprang Torg zum Funker. “Und was ist mit Brak?“

“Nichts, keine Trägerwelle, gar nicht “

“Verdammt. Na gut, gib mir den Sternenhafen.
Hallo? Espe? Könnt ihr mich hören, hier ist Torg“

“Krzz.. ah hallo Torg, hier Goran. Es tut gut, von Euch zu hören. Wie siehts aus bei euch?“

“So weit ganz gut. Wir haben nur noch keinen Kontakt zu Brak. Aber was ist bei Euch los? HABT IHR ES??“

“Ja, wir haben es. Die Terminals und der Tower sind unter unserer Kontrolle. In den Hangars wird noch geschossen, aber wie haben den Treibstoffbunker und sogar vier Comets übernehmen können. Das Flugfeld ist auch gesichert. Aber lange wird das hier nicht gut gehen, unser Posten am Südtor meint, er hätte schon einen Samurai 2 gesehen, und wer weiß schon, wie lange die bra… whohoo, bei den Göttern, das musst Du sehen. Schau nach Westen Torg, schnell!“

“Wie, was meinst D..“

“Schnell, schau nach Westen!!“

Torg rannte wieder zum Fenster und starrte durch seinen Feldstecher. Vorbei am Gebäude der ehrwürdigen Bank of Beldar sah er in der Ferne die Flughafengebäude von Espe. Die Spitzen und Kuppeln der Hangars und Hallen wurden gerade von den ersten Strahlen der einen Sonne Chromos’ in rötliches Licht getaucht, während der Rest des Areals im bodennahen Morgennebel versank. Ein wirklich großartiger Anblick, der zudem eine außerordentlich unangemessene Friedfertigkeit ausstrahlte. Aber was war das? Dahinter, am fernen Horizont war schemenhaft so etwas wie eine Staubwolke zu erkennen. Und es wurde langsam größer. Jetzt erkannte es Torg und was er sah ließ ihm den Atem stocken. Da pflügten sich drei Flugzeuge im Tiefflug durch den Bodennebel, genauer gesagt drei Crux-Transporter, offenbar exakt so hoch über den Schwaden fliegend, dass die Piloten gerade noch etwas sehen konnten. Der mittlerweile herbeigeeilte Funker reichte Torg das Mikrofon und sagte “Goran meint, er hätte ein Signal von Mazek in der Leitung und er kann Dich durchschalten.“

“Er kann mich durch.. ?.. In Ordnung, gib mir Mazek!“

“krzzbrrzzlzsch“

“Mazek, hier Torg, kannst du mich hören?“

“brrzzllzsch brutz“

“Mazek, kannst du mich hören??“

“pfihschrz Zorg, brrz Marrk, kommen“

“Hier Torg, HÖRST DU MICH??“

“krz ja doch, schrei nicht so brzz“

“Was macht ihr denn da und warum zur Hölle kommt ihr jetzt erst und wo sind Eure Guppis und äh..“

“Die waren zu klein und da mussten wir etwas improvisieren krrz. Wir haben hier 1200 Klone an Bord! Außerdem kann man mit den Crux besser umterm Radar bleiben, auch wenn der Nebel hier etwas stört. Ist halt alles eine Frage der Reflexe.. “

“1200?“

“Ja, 1200! Aber lass uns später weiterplaudern, wir müssen mal eben landen und hier irgendwo in der Suppe sollte doch auch die Landebahn..“

“Vorsicht, Jagdflugzeug!!“ brüllte Goran dazwischen. Torg riss das Fernglas wieder hoch. Tatsächlich kam von Norden ein Genomjäger angeflogen, während die Transporter eine Runde über den Raumhafen drehten. Augenblicklich schlug ihm heftiges Flakfeuer entgegen, aber da hatten sich schon zwei Raketen vom Rumpf des Jägers gelöst und rasten auf die kreisenden Crux zu. Die erste verglühte sofort im Flakfeuer, ebenso wie der Genomjäger. Die zweite schoss aber weiter unaufhaltsam auf die führende Crux zu, die bereits Täuschkörper ausstieß. Erst im buchstäblich letzten Moment konnte auch sie abgefangen werden. Der Himmel war zu einem metallisch glühenden Malstrom geworden.

“Hey, das nenne ich mal eine Landebahnmarkierung!“

Mit diesem Satz vollzog die erste Maschine eine enge Kurve und stieß hinunter in den Nebel. Die anderen beiden folgten.

Nach Sekunden des endlosen Schweigens meldete sich wieder Goran: “ Sie sind gelandet.“

Torg schloss die Augen. Dieser Wahnsinnige! Der bekam einfach alles hin.

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Tätigkeitsbericht Z110 – Nachtrag
Die Schlacht um die Landungszone im Bereich von Karras hat sich deutlich zugespitzt. Gewaltige Mengen an Material sind in den ersten Runden des neuen Zyklus durch Feindeinwirkung verloren gegangen. Trotz mindestens ebenso hoher Verluste auf der Seite des Feindes gelang es den Sy, unsere Linien in Richtung der Küste zurückzuschieben. Zeitgleich zum Anlaufen der Notfallpläne, die die Rücknahme der Front auf den eigentlichen Brückenkopf zum Ziel hatten, wurde der Wohlstandssphäre vom Feind überraschend das Angebot zu einem Waffenstillstand unterbreitet. Dies musste angesichts der ernsten Lage angenommen werden.

Die Aktivitäten im Einzelnen:

Hexer: Mit großem Einsatzwillen stellten sich die Liberischen Truppen den Sy entgegen und konnten einige Erfolge verbuchen. Dennoch zeichnete sich zu Land eine Überlegenheit des Gegners ab, die eine Rücknahme der Bodentruppen auf die Küstenlinie notwendig machte, von der aus auch unsere Flotte in den Kampf hätte eingreifen können. Allerdings kam es dazu nicht mehr, da die vorher anlaufenden Verhandlungen um eine Waffenruhe einen Einsatz der Großkampfschiffe nicht mehr erlaubte. Nach Unterzeichnung desselben wurden in einer spektakulär erfolgreichen Evakuierungsmission sämtliche Truppenteile auf den Heimatkontinent und dessen Nebengewässer zurückverlegt. Kein Liberischer Soldat wurde zurückgelassen.

Sprecher: Erst durch den direkten Verhandlungen mit Kworl wurden in diesem Zyklus die Fähigkeiten von Sprecher benötigt. Diese wurden aber vollständig ausgereizt, als nach mehreren Zyklen des Schweigens die jeweiligen Standpunkte dargelegt und interpretiert werden mussten. Hierbei ist ein großer Verdienst darin zu sehen, dass trotz der angespannten Lage die nun vorliegenden, für beide Seiten günstigen Bedingungen ausgehandelt werden konnten.

Richter: Die Anklagepunkte, die im Rahmen der Verhandlungen von unserem Gegner gegen uns vorgebracht wurden, bedurften einer Analyse auf höchster Ebene. Schlussendlich gehen wir mit ihnen zwar nicht konform, können aber in diesem Fall und im Interesse einer Friedenslösung für unsere beiden Völker auf eine weitere Verfolgung unseres Rechtsstandpunktes verzichten.

Versorger: Z110 begann vom Standpunkt der Versorgungslage so desaströs, wie der vorherige aufgehört hat. Zwar konnten alle relevanten Produktionsanlagen und sogar die Forschungsinstitute ausreichend versorgt werden, für die umfassende Auffrischung der Truppen mit neuen Kampfsystemen und die In-Feld-Installation von gehärteten Verteidigungseinheiten musste jedoch ausgiebig auf die Subsidien unserer Alliierten zurückgegriffen werden. Daher kam der Friedensschluss keinen Moment zu früh und ermöglichte in seiner Ausgestaltung auch eine teilweise Zurückgewinnung und Rematerialisierung der im Feindesland eingerichteten Infrastrukturen. Der vertraglich vorgesehene Rückbau der Invasionsbrücke über die Meerenge von Karras konnte zeitgerecht abgeschlossen werden.

Regulator: Mit dem Beschluss, den bestehenden Krieg nicht weiter zu eskalieren, ist eine Richtungsentscheidung von weitreichendem Ausmaß getroffen worden. Für die langfristige Etablierung auf Prime ist es von nicht zu unterschätzender Bedeutung, dass wir mit unseren Nachbarn zu einer Koexistenz gelangen, die vielleicht nicht frei von Konflikten ist, aber trotzdem frei von existenziellen Feindschaften ist.

Ausfertigung des Tätigkeitsberichts durch:

Sprecher,

Mitglied des Exekutivrates und offizieller Repräsentant der Liberischen Wohlstandssphäre

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Die Geschichte von Torg (11)
Tüdel-lüdel-lüdel-lüdel-lüt

Torg ließ den Feldstecher sinken und fuhr herum. Was war das denn?

Tüdel-lüdel-lüdel-lüdel-lüt

Aus dem großen Sendekontrollraum trällerte es herüber. Torg schaute um die Ecke.

Tüdel-lüdel-lüdel-lüdel-lüt

Es war eines der Telefone. Rot blinkte das Lämpchen. Auch Torgs Funkoffizier und einer der beiden Fahrstuhlwachen schauten nun herein.

Tüdel-lüdel-lüdel-lüdel-lüt

Beherzt ging Torg an den Apparat.

“Ja?“

“Hallo, wer ist da?“ schallte es zurück.

“Hier ist Torg“

“Den Göttern sei Dank, Torg, hier ist Brak!“

“Brak, mein Junge..“, mit einem Mal war Torg hellwach. Endlich eine Nachricht von der Vorhut im Forschungsministerium. “Dich gibt’s noch! Wie stehts bei Euch?“ Torg schaltete das Gespräch auf den Lautsprecher, damit auch die anderen mithören konnten. Jetzt erst bemerkte er die schnellen Schusswechsel die aus dem Telefon und nun durch den gesamten Kontrollraum hallten.

“Es ist ernst und wir haben nicht viel Zeit. Wir haben die Daten, aber unsere Antenne ist futsch, raus kommen wir auch nicht mehr und die Sonderkräfte rücken vor.“ Brak atmete schnell. “Den Strom haben sie uns abgeklemmt, das Infonetz auch, aber wie Du hörst funktionieren noch die geklauten Mob-Komms.“

“In Ordnung, wir versuchen einen Ausbruch und werden uns zu euch durchschla..“

“Nein, vergiss es, das klappt nicht.“

“Aber wir könnten.. “

“Nein, pass auf, wir haben keine Zeit mehr.. hast Du einen TCG-Port?“

“Ein WAS?“

“Ein TCG-Port am Telefon??“

“Äh..“. In diesem Moment größter Verwirrung wurde Torg von seinem Funkoffizier zur Seite geschubst. “Ja, haben wir!“ schrie dieser.

“Dann steck’ was ran, wir schicken die Daten übers Funknetz.“

Hektisch schaute sich der Soldat um, fluchte, rannte um die Ecke und stürzte auch sogleich wieder mit seinem Feld-Screener und einem Kabel, das so aussah, als hätte man es von einer MilOp-Konsole abgerissen, herein.

“Was ist denn jetzt?“ brüllte Brak.

“Ich hab’s gleich!!“ Torg stand wie versteinert neben seinem Funker und fragte sich, ob er irgendwas machen sollte. Dieser tippte wie wild auf dem Display herum und fluchte weiter leise.

“Fertig!“

Heftiges Gewehrfeuer knatterte nun durch die Leitung, dazwischen immer wieder Schreie und schlussendlich eine Explosion. Die nachfolgende Stille war nervenzerreißend.

“Verdammt, das war meine Letzte.“ tönte es dumpf zu den Zuhörern des Kampfes im Ministerium. Und etwas klarer: “Habt ihrs jetzt endlich??“

“Ja doch.“ riefen Torg und sein Funker im Chor. Augenblicklich erschien ein Fortschrittsbalken auf dem Display. Die Übertragung lief.

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